Kurzbericht: Bochum

Um hier mal Tachyles zu reden: Ich hab letzteren Reisebericht mal in Kurzbericht umgetauft, so das die Nummer 3 nun wieder frei ist. Genau so wie diesen Bericht. Weil der Inhalt nun leider eher dürftig ist. Ich habe vorvorgestern bei den Punks richtig schön gesoffen und gefeiert und sogar zwei wertvolle Menschen kennen gelernt, mit denen ich des Nachts philosophiert und gesoffen habe, den Tag danach war ich vollkommen kaputt und habe eigentlich nichts getan ausser Pfandflaschen zu sammeln und meinen Geldbestand zu erweitern.

Meine Haupteinnahmequelle, nämlich das Gitarre spielen, ist lukrativer, als ich dachte. In Bochum, wo ich mich momentan aufhalte, habe ich eben einen Stundenlohn von über 4 Euro gehabt; und das ohne Singen und ohne Spielen zu können. Also Marvin, anstatt Hartz 4 zu beantragen setzt dich lieber ne Stunde in Recklinghausen Innenstadt und mach die Schnute dabei auf; da verdienst du locker mehr!

Ansonsten habe ich seit Wochen schon nicht mehr auf mein Konto zugegriffen und sämtliche Ausgaben vollkommen über Pfandflaschen und Gitarre spielen finanziert. So wie es sich momentan darstellt werde ich also am Ende des Jahres noch mit Gewinn davon kommen. Natürlich macht mein abgefucktes Aussehen mit Hänger und der ganzen Ausrüstung einen Charisma-Bonus, den mir so schnell keiner nachmacht... :-)

Dürftig sind die Berichte deswegen, weil ich am 2. Mai in Herten eine Unterschrift setzen muß, und wenn ich Pech habe, sogar noch 2 Tage arbeiten darf. Das heisst: meine komplette Reise verlängert sich um minimal einen Monat; und das heisst, das ich eine Menge versprochener Geburstagsfeiern und ähnlicher Anlässe im August, September und Oktober nicht wahrnehmen kann; und in der Praxis eigentlich sogar froh sein könnte, meinen eigenen Geburtstag im November in heimlichen Gefilden feiern zu können.

Nun aber einige Anekdoten von Leuten, die mir bisher begegnet sind. Da wäre einmal ein Mountainbiker, der früher 3 Monate in meiner Manier durch Spanien gereist ist; er hat mich dann noch auf eine Fähre mit eingeladen, mit der wir über die Ruhr geschippert sind. Dann wären da unzählige Jugendliche Skater - und Skaterinnen zu nennen, mit denen ich schöne Sessions in mir vorher unbekannten Skateparks hatte; unter anderem war eine richtig schöne nostalgische Mini-Rampen Session dabei! Auch hatte ich mal einen anderen Gitarre-Spieler, der mich einlud zwei Stunden durch die Hattinger Altstadt zu laufen und dort nach Gitarrenbüchern zu stöbern.

Was das Waschen angeht ist Burger King zu bevorzugen; weil hier warmes Wasser aus dem Kran kommt. McDonalds hat kaltes Wasser, was sich für Trinkwasser besser eignet. Einen Fön haben beide.

Einen Standard-Satz von Antworten auf Kommentare, die mir wirklich ständig beim rumfahren um die Ohren fliegen, habe ich mir auch zugelegt. Häufig ist zum Beispiel "du bist also einer von diesen gesellschaftlichen Aussteigern?" worauf ich nur antworte, niemals ein Einsteiger gewesen zu sein. Abends am Lagerfeuer kommt oft die Frage über mein Sexualleben auf, das sich natürlich praktisch der Stagnation ankuschelt; worüber ich aber ehrlich gesagt auch sehr froh bin. Und auf die Frage, wie ich mein Geld verdiene, sage ich generell das ich einfach nur aus Glück lebe, und Schwupps gibt mir der ein oder andere 2 Euro in die Hand; einfach nur so. Mein Reinumsatz in den letzten 3 Wochen waren über 30 Euro; teilweise durch nichts tun.

Im großen und Ganzen hab ich meinen ehemaligen Freundeskreis in den Hinterkopf gepackt; und kann mich nun voll und ganz auf den eigentlichen Sinn meiner Expedition konzentrieren.
Das ständige flüchtige Kennenlernen von Personen, mit der Zuversicht, sie ab morgen sowieso nie mehr zu sehen, lässt einen schnell lernen, die bedeutsamen von den unbedeutsamen Personen zu filtern. Ich bin unheimlich Wanderlustvoll und freu mich, ab Mai endlich Vollgas in den Süden fahren zu können; anfangs werd ich mit Sicherheit 50 Kilometer am Tag machen weil ich einfach weg will aus dem Ruhrgebiet!

Der schleichende Platten zwingt mich von einmal am Tag mittlerweile zu einmal in der Stunde nachpumpen; wahrscheinlich werd ich mich bald erbarmen müssen und den Schlauch flicken. Ein weiterer Verlust ist meine über alles geliebte Induktionstaschenlampe, dessen Birne einen Sturz nicht überlebt hat.

Jetzt gleich werd ich mir einen schönen Schlafplatz abseits der Bochumer Innenstadt suchen; oder vielleicht auch schon zur Ruhr Uni Bochum fahren, wo ich mir morgen den dritten Teil der Nietzsche-Vorlesung reinziehe. Vielleicht kommen Kathrin und Gordian ja morgen dahin. Danach hab ich erstmal nichts mehr vor und warte nur noch darauf das es endlich los gehen kann.

Die Liste der Übernachtungen wird regelmäßig von mir geführt und erweitert; sobald sie etwas länger ist werd ich sie auch wieder kundgeben. Alles Gute!

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