Danzig -> Marijampolė


Mit doch einiger Zeit Verspätung findet sich hier nun der zweite Teil des Berichtes über meine erste Radtour 2016. Das Ziel sollte eigentlich St. Petersburg sein; die dafür geplanten 3 Wochen sind selbst in der puren Theorie sichtlich ambitioniert. Geschrumpft auf nur 16 anstatt 21 Tage, von denen auch einige komplett für das Hedonisten-Festival verwendet wurden (eine gute Entscheidung !), habe ich real "nur" etwa 60% der Strecke umgesetzt.


Hier das erste Bild auf einer Fähre in Schwinemünde, die zwei nette Radwanderer von mir gemacht haben:


Einige Tage zuvor habe ich mein Tablet, dass ich hauptsächlich zu Navigationszwecken mit dabei hatte, fallen gelassen. Zunächst dachte ich, es wäre nun nur die permanente Spiderweb-App auf dem Display installiert, aber das Gerät war stattdessen völlig zerstört. Also sollte es ohne Navigation, ganz normal mit Karte weiter gehen.

Die Situation bei der Einfahrt in Polen war nun so, dass Kernpolen nur durch obige Fähre erreicht werden kann. Das wusste ich nicht, und es sollte ca. einen halben Tag kosten, das herauszufinden.

Denn normalerweise geht man davon aus, dass man ausgeschilderten Fahrradwegen, welche konstant in die richtige Himmelsrichtung weisen, auch folgen kann. Als ich also aus der Stadt herausnavigierte, fand ich den "roten" und den "blauen" Radweg. Der Rote führte zu obiger Fähre, aber ich wollte dann doch lieber zunächst den blauen Radweg probieren.

Dieser führte mich, über für mein Rennrad ziemlich ungeeignete Sand,- und Schotterpisten viele Kilometer an der Küste entlang in einen Wald hinein. Soweit nichts ungewöhnliches, ausgeschilderte Radwege müssen ja nicht immer die beste Bodenqualität aufweisen. Doch dann ging es in diesen etwas dichteren Wald, und urplötzlich endete der Radweg plötzlich an einem Leuchtturm.

Der Pfeil der Ausschilderung deutete richtig schön provokant auf diese Sackgasse. Hier fuhr keine Fähre, und es war einfach zu Ende. Es ist mir wirklich unverständlich, wie man nicht wenigstens alle paar Kilometer mal ein Hinweis der darüber aufklärenden Art platzieren kann.

Deutlich demotiviert von den Nachteilen des "blinden" Fahrens ohne Karte oder Navigationsgerät musste ich also den ganzen Weg wieder zurück, und dann doch die - dann aber immerhin kostenlose! - Fähre nutzen.

Dadurch gelernt habe ich, dass GPS-Navigation eben nicht nur eine Komfortfunktion ist, sondern tatsächlich Zeit und Nervenbelastung spart, was die Reisemotivation insgesamt doch enorm erhöht. Für zukünftige Touren wird hier an entsprechendem Equipment nicht mehr gespart werden.

Auf dem Weg nach Danzig gibt es dann nicht viel zu berichten; Nordpolen ist an der Ostseeküste entlang eben ein - aus deutscher Perspektive - rückständiges Land, mit verzweifelten Leuten und dementsprechend schlechter Lebensatmosphäre. Die Landstraßen hatten allerdings sehr gute und breite Radwege.

In Danzig angekommen auf der Routinemäßigen Suche nach der Tourismus-Info traf ich noch zwei weitere Radwanderer:

Über einen kleinen 50km-Umweg über die Marienburg, immerhin das größte Werk der Backsteingotik ging es dann Richtung Litauen weiter. Kaliningrad galt es einfach südlich zu umfahren. In Litauen angekommen gab es dann doch ordentliche Ernüchterung. Wahrscheinlich aufgrund der geringen größe kennt dieses Land das Konzept der Landstraßen nicht; entweder gibt es Autobahnen oder eben Feldwege zwischen den Städten. Das machte es mir mit meinem Rennrad unheimlich schwierig, weiter zu kommen.

Ausserdem setzte schon in der ersten Stadt, Marijampolė, ein kräftiger Sturzregen inkl. Gewitter ein, der laut Wetterbericht auch für die nächsten Tage nicht aufhören sollte. Ich hatte zwar Regenausrüstung dabei; aber demotiviert und mental wie psychisch durch die bisherige Tour angeschlagen entschied ich mich, schummeln zu wollen und ein Stück, vielleicht bis Riga, mit dem Zug zu fahren.

Allerdings machte ich den "Fehler" (ähnliches passierte mir auf meiner Wien-Reise auch) mir schon um den Rückweg Gedanken zu machen. Ich fand dort ein unglaublich günstiges Angebot - 35 € inkl. Fahrrad - mit dem Bus nach Berlin zurück zu fahren. Da mich die Broschüren von Tallinn und Riga nicht reizten, brach ich hier also die Tour 5 Tage früher als geplant ab.

Realistischerweise hätte ich also ohnehin nur Tallinn erreichen können. Für St. Petersburg braucht man definitiv noch eine weitere Woche.

Hier noch ein Bild im Wasted-Look, welcher meine Gemütsstimmung ganz gut wiederspiegelt, bei meiner Wiederankunft in Berlin:



Von hier galt es dann nochmal ca. 180km zurück nach Leipzig zu fahren.

Hier die Daten der Tour tabellarisch zusammengefasst:



Tag
km avs         
        time

1 95,475 19,8         04:48:00
2 142,46 22,2 06:23:00
3 189,71 19,6 09:38:00
4 0 0 00:00:00
5 0 0 00:00:00
6 0 0 00:00:00
7 70 24 02:45:00
8 34,826 18,4 01:53:00
9 121,11 16,9 07:09:00
10 124,89 20,1 06:11:00
11 144,85 20,9 08:27:00
12 79,34 20 03:57:00
13 113,7 20,6 05:29:00
14 170,69 23,7 07:10:00
15 130,73 21,8 05:58:00
16 51,769 18,3 02:48:00
17 200,98 23,2 08:38:00
Sum/Avg 1670,53    20,67
















Die nächste Tour wird zum Ende des Sommers 2016 durch Skandinavien gehen. Diesmal, etwas realistischer geschätzt, geht es von Kopenhagen nach Helsinki. Diese Tour wird mir mit 1129 km angegeben, was dann innerhalb 2 oder 3 Wochen mit Sicherheit geleistet werden kann.

Leipzig -> St. Petersburg Teil 1

Für den frühen Sommer 2016 habe ich mich entschieden, eine Radreise von Leipzig nach St. Petersburg zu machen. Inspiriert dadurch, dass es einen europäischen Radwanderweg von Berlin bis St. Petersburg gibt, den ich auf meiner Tour nach Wien im Jahr 2015 entdeckt habe, möchte ich diese doch recht große Strecke (1.890km) in 3 Wochen meistern.



Tag 1: Leipzig nach Dessau: 
Strecke: 95.475 km 
Avs: 19.8 km/h
Fahrtzeit: 4:48 min

Auf dem Weg nach Norden habe ich noch kurz Alex besucht. Im Decathlon bei Dessau/Roßlau besorgte ich mir noch schnell Camping-Geschirr. Da dies meine erste Tour ohne Zelt ist - denn jedes Gramm zählt - hab ich mir eine kleine Mini-Hängematte für 10€ eingepackt. Viele "Probleme" wie Krabbeltierchen und Morgentau geht man damit aus dem Weg; und zwei Bäume im Abstand von 4 Metern sind schnell gefunden.


Tag 2: Dessau nach Oranienburg 
Strecke: 142.46 km 
Avs: 22.2 km/h
Fahrtzeit: 6:23 min

Anscheinend bin ich doch weniger in Form als ich dachte; die 142.46km waren doch schon ziemlich anstrengend für mich. Da ich den Weltkongress der hedonistischen Internationale pünktlich erreichen will, muss ich meine Kräfte für den kommenden Tag sparen. Deswegen raste ich recht früh an diesem coolen Pennplatz:

Tag 3: Oranienburg nach "Geheim" nähe Friedland 
Strecke: 189.71 km 
Avs 19.6 km/h
Fahrtzeit: 9:38 min

Hier eine Vogelvoliere im Tier,- und Dinosaurierpark Germendorf:


Diese Tour war etwas härter und etwas über meinem täglichen Pensum, das ich mir vorgenommen hatte. Ich wollte aber noch unbedingt Abends auf dem Kongress ankommen, so das ich ordentlich in die Pedale treten musste. Sehr erschöpft, aber auch langsam wieder "sportlich" eingefahren erreichte ich dann gegen 23:00 noch das Festival an dem geheimen Ort in der nähe von Friedland.

Tag 4: Hedo-Kongress. Was ich alles phänomenales auf diesem Kongress erlebte, soll nicht Gegenstand dieses Reiseberichtes sein. Ich bin aber auf jeden Fall 2 Tage länger geblieben, als ursprünglich geplant.
Tag 5: Hedo
Tag 6: Hedo

Tag 7: Schwichtenberg nach Greifswald 
- ich habe aus versehen den Fahrradcomputer resettet; deswegen gibt es für diesen Tag nur Schätzungen. Bei dem recht gutem Schnitt von 24km/h bin ich mir aber sicher, da ich sehr gerast bin.

Strecke: ca. 70 km 
Avs: 24 km/h
Fahrtzeit: 2:45:00

Hier habe ich bei Vici nochmal alle Geräte und alles andere aufgeladen. Ab jetzt heisst es, die Ostseeküste nur noch in Richtung Osten zu fahren. Der nächste größere Halt ist Gdansk(Danzig).