Isolation II

Die soziale Rangordnung menschlicher Gemeinschaften, in der sich jede Person psychologisch-instinktiv einordnet, soll hier betrachtet werden. Zunächst unterscheide ich zwischen der natürlichen, tierischen und der reflexiven, menschlichen Ordnung. Erstere hat ihren Zweck, ihre Legitimation darin, der Gemeinschaft durch die Herausfilterung der stärkeren Individuuen zu größtmöglichen Erfolg in der Welt zu verhelfen. Ausserdem fällt auf, das Gesten, wie bspw. das Unterwerfen vor einem anderen Mitglied die einzigen Methoden sind, mit der die spezifische Rolle eines Teilnehmer deklariert wird. Gesten, und gegebenenfalls die Ausübung des angedeuteten, sind ausreichend, um die Ordnung zu definieren. Es herrscht Naturrecht.

Mit dem Eintritt der reflexiven Vernunft aber, um die zweite Ordnung zu betrachten, sind nun eine Menge an Veränderungen und Erweiterungen an dem simplen, natürlich-tierischem System dazugekommen. Es gibt nun Titel, Ränge, Rituale, Orden, soziale Stati, Schulabschlüsse, Auszeichnungen, Bankkonten, Kleiderordnungen -und Empfehlungen, zusätzlich zu den Gesten. Ferner ist die Legitimation zur Klassifizierung nun in den meisten Fällen nicht mehr das Wohl und der Erfolg aller beteiligten, sondern sie wurde durch die Gewinnsucht einiger weniger oder dem erreichen von Zielen der Ranghohen Personen ersetzt. Die Systematik nutzt psychologische Sicherheitslücken aus, um Individuen zur Anteilnahme an der Ordnung zu verwahlpflichten - die Menschen handeln ihre Kompatibilität zur Ordnung freiwillig

Da ich mich aber nicht als gehorchendes seiendes definieren wollte, das einem aus natürlich/ökonomischer Sicht unlegitimen Götzen dient(beispielsweise der reichere Kapitalist oder der stärkere Ausbeuter), aber auch nicht in der Rolle eben dieser Ranghöherer Personen stecken wollte, floh ich aus allen gebieterischen sozialen Ordnungen. Zwar scheitere ich noch an der in meinen Augen gröbsten und idiotischsten sozialen Ordnung; der Finanzordnung. Aber davon abgesehen bin ich äusserst zufrieden mit den sich mir nun neuen Entfaltungsoptionen, die durch meine Isolation entstanden sind. Welche das sind, werde ich im nächsten Teil behandeln.

Isolation 1

Mir ist aufgefallen, das die menschliche Isolation von der Gesellschaft bei weitem leichter fällt, wenn diese Gesellschaft um einen herum, von der man sich isolieren will, eine fremde Sprache spricht.
Ich saß nun mehrere Stunden an diesem Tisch in diesem Lokal; inmitten französischem Sprachgetümmel. Plötzlich setzen sich sechs deutsch sprechende Touristen an den Nachbartisch, und fangen ein typisches Gespräch voller Belanglosigkeiten an. Nun war es mir nicht mehr möglich, mich zu isolieren. Aufgrund der Gewöhnung an meine Muttersprache wird der Fokus meiner eigenen Aufmerksamkeit gewaltsam auf das mir bekannte zurückgeführt.

Ich musste zu Ohrenstopfen greifen. Erst jetzt konnte ich wieder einsame Gedanken fassen. Es scheint, als würde die Sprache uns sehr umfassen - wir denken in ihr, wir definieren uns durch sie - wir richten durch sie. Wer sich isolieren will, müsste es nur schaffen, seine eigene Sprache zu erschaffen - schon ist er allein. Die Gewöhnung an, und die daraus folgende Ignoration der periodischen und rhytmischen Reize um mich herum ist zwar die von mir am häufigsten genutzte Möglichkeit, inmitten dieser Geräuschkulisse in diesem von mir dauerbesetztem Lokal zu mir selbst zu finden. Im Falle dieser plötzlich eintretenden Störsubjekte, auf dessen Fokussierung ich nun gezwungen war, war der Mechanismus der Gewöhnung aber nicht mehr wirksam.

Bewusstes inkompatibles Aussehen ist eine weniger radikale Variante, sich zu isolieren. Gerade bei der, selbst die Deutschen übertreffenden Oberflächlichkeit der Franzosen ist es nahezu ausgeschlossen, das mich jemand trotz meiner ungewaschenen, ungekämmten und chaotisch verwilderten Haaren anspricht. Das hilft mir durch den Winter. Im Frühling dann, wenn mir Gesellschaft in Maßen wieder genehm ist, pflege ich meine Haare wieder - und bin dann auch wieder der normale Mensch, wie jeder andere auch.

neue Bilder

Hier ist die Verlinkung zu weiteren brandneuen
Bildern aus Paris.

Auch in den schon bestehenden Ordnern sind weitere Bilder dazu gekommen.

Also einfach mal schaun!

Unser Laptop hat überlebt & die Wichtigkeit der Computer

Aufgrund eines der Firma Acer sehr wohl bekannten brown-bag-Fehlers in der Bios-Version, die mit dem Acer Aspire One 150-Modell, der bei uns aufgetreten ist, waren wir mehrere Tage vom Internet getrennt. Dank eines Tricks konnte ich das Bios dann neu flashen; ein Laie hätte an die hundert €uro dafür bezahlen müssen. Ob das nun Firmenpolitik oder ein Ungeschick ist, sei mal dahin gestellt.

Hier ein Bild unseres Laptops, das ohenhin mal hinfällig war, in der nackten Version:



Mir sind einige Gedanken gekommen:

Mir ist die Frage aufgekommen, ob die Abhängigkeit von der Technik ein Segen oder ein Fluch ist. Zunächst betrachte ich den Computer nur als Instrument zu Tätigkeiten, die ohne diesen in genau der gleichen Qualität, aber mit weitaus mehr Aufwand möglich sind. Für einen Vagabunden, oder Globetrotter, in dessen Rolle ich mich die nächsten Jahre befinden werde, ist dieses Instrument zu einer überglobalen Verfügbarkeit meiner Informationen ein Segen.

Ein Fluch ist es, da die Verfügbarkeit an technische, komplexe Verfahren gebunden ist. Als unser Computer ausfiel, deutete ich dies aufgrund unserer ständigen Vibrationen beim Radfahren sowie den ständigen Temperaturschwankungen im Winter zunächst als eine defekte Festplatte - alle unsere Fotos und Dokumente wären verloren. Einige Internetseiten behaupteten, das einige Modelle des Acers Festplatten hätten, die nach wenigen Monaten kaputt gingen, während eine andere Serie mehrere Jahre hält. Ich dachte, ich hätte die fehlerhafte Serie erwischt.

Nachdem ich also das Glück hatte, das das Bios-flashen funktioniert hatte, und damit unser Laptop in der alten Qualität, aber geimpft gegen den Fehler wieder lauffähig ist, werden wir heute Abend beginnen, unsere Fotos und Dokumente, und alle Bilder aus Paris und alle anderen, die existieren, hochzuladen - und haben so eine ausreichende Redundanz geschaffen, um das Problem mit der Verfügbarkeit nun zu dämpfen.

Ein weiterer Wichtiger Aspekt, an denen die Technik ein Segen ist, ist die Kommunikation: unser nahezu einziges soziales Netz existiert aufgrund der Sprachbarriere hier in Frankreich momentan Online. Und das wird sich in Spanien noch verschlimmern.

Meine letzten Bücheranschaffungen (Jean-Paul Sartre "der Ekel", Peter Sloterdijk "im Weltinnenraum des Kapitals", Felix van Cube "Lust an Leistung",sowie Günter Hoffmann "Tausche Marmelade gegen Steuererklärung") waren also konsequenterweise die letzten auf Papier.

Um meine geistige Verarmung und dem Mangel an sozialer Integrität auszugleichen, habe ich mir diese Bücher gekauft, um die Brücke bis zum Ende des Sommers 2009 zu überbrücken.

Denn dann etwa, schätze ich, ich wird die zweite Generation der E-Book Reader gerade auslaufen. Sie werden damit also günstig und gut sein. Für einen Vagabunden ist das damit das Optimum, um seine Bücher in seiner Sprache allgegenwärtig zu haben.


Übrigens ist auch unser Projekt eines ersten Videoreiseberichtes durch das Wiederbeleben des Laptops gerettet worden. Alle Clips sind noch vorhanden.


Hier die Alben, die es heute geschafft haben:
Unsere Ankunft
Eiffelturm
Friedhöfe
Parkanlagen
Notre-Dame
Kirchen
Louvre von Aussen
Paris Allgemein Teil 1

Betrachtungen zur Weltwirtschaftskrise

Der wichtigste unter den Vorteilen bei der Positionierung abseits des sozialen Spektakels, dem jedem Menschen in der westlichen Kultur geboten wird, ist, das man eine verhältnismässig unabhängige Interpretation der Geschehnisse machen kann. Zunächst fallen drei Dinge auf:

1.) Die Verhaltensweise aller Personen jedes Standes ist (noch) ein Spektakel. Das will bedeuten, das keine Ernsthaftigkeit in den Gefühlen der Menschen steckt. Der Vermögende, wohlhabende fühlt sich weder vom durchschnittlich vermögenden Bürger bedroht, wie dieser sich nicht vom Hunger oder anderen unmittelbaren natürlichen Gefahren bedroht fühlt.

Zu dieser Behauptung gibt es eine Bestätigung und ein Gegenargument.

2.) Als Bestätigung der Furchtlosigkeit der Vornehmen vor der Macht oder Kraft des Bürgers kann man die systematische und von beiden Parteien akzeptierte, geförderte und gewollte Ordnung der Verteilung von Gütern, Macht und Möglichkeiten, nennen. Diese wiederrum hat eine lange Geschichte und Tradition, so daß es kein psychologisches Wunder mehr ist, das das System stabil funktioniert.

Die Welt befindet sich mal wieder in einer Wirtschaftskrise; die Beweise, das diese Krisen zwangsläufig und systematisch hervortreten sind, bei der Betrachtung des vom Staat und Volk gelobten und gewollten Kapitalismus nun nicht mehr nur die Logik, sondern auch die Vergangenheit. Die Stimme derer, die eine anti-kapitalistische Haltung einnehmen, ist absurd gering in Anbetracht des tyrannischen Systems und der Offensichtlichkeit der Fehler, die das System beherbergt.

Als das Volk in der Monarche Frankreichs zur Zeit der französischen Revolution die Königshäuser und damit die monarchische Tyrannei stürmten, so bekamen sie mit ihrem Sieg ihren Willen: die Demokratie. Wofür das Volk hier kämpfte, war ein Recht für einen Anteil an Macht; ihre soziale Unterordnung im vorher wie nachher kapitalistischem System (nun nur ohne den Titel "feudal") hat sich nicht verändert. Die Systemveränderung fand ausschliesslich auf politischer Ebene statt.

Ob es hier an einem Mangel an Intellektualität des Volkes, dem Hang des Menschens zur Faulheit, den Maßnahmen der wenigen, aber mächtigen Profitierenden des Systems, an der Tradition und Geschichte, oder an einem Mangel an effektiven alternativen Methoden oder an dem Mut zu wissenschaftlichen Experimenten dieser alternativen Systeme liegt, das kein Hauch einer Revolution dieses absurden Zustandes auch nur zu erahnen ist, mag ich weder an dieser Stelle, noch überhaupt von meiner Position der Unabhängigkeit beurteilen. Worauf ich hier nur deuten will, ist einerseits, das das Bewusstsein und Gefühl jedes Menschens sich völlig mit den Konsequenzen, sozialen Unterschieden und Naivität der Vornehmen identifizieren, - das sich die Menschen es aufgrund der Gewöhnung und Befangenheit also gar nicht vorstellen können, das es eine gerechte, logisch stabile Ordnung gebe, und andererseits, das die Ordnung in Europa oder anderen Kontinenten der "westlichen Welt" im Vergleich zur globalen Gesamtsituation als Gewinner, also als der Vornehme, der Prächtige dasteht.

Was sich im kleinen, nämlich innerhalb der Grenzen der einzelnen Länder zeigt, spiegelt sich global wieder: Wenige besitzen Viel, und beuten die Vielen, die wenig besitzen, aus. So kommt es, das jeder hungrige Strassenpenner in Europa global gesehen noch zu den wenigen Glücklichen gehört.

In anderen Ländern spielt man mit ihrem Volk wie mit Spielfiguren, gleichsam, ob dabei hunderttausende Menschen kollektiv verhungern. Zwar ist dies dem Durchschnittsbürger oder dem durchschnittlichem Weltbild des Bürgers dank Verdummungs - und Verblendungsapparate der Staaten nicht deutlich bewusst, aber es ist ein Fakt, der besiegelt, das jeder Europäer erstmal zu den Vornehmen gehört. Das gewichtet meine These, das es keine soziale Ernsthaftigkeit gibt, weiter auf.

Nun möchte ich zu dem Gegenargument, das gleichzeitig eine sehr gewagte und subjektive Behauptung ist, kommen.

3.) Die Identität des Menschentypus, mit dem wir es in der westlichen Welt hauptsächlich zu tun haben, nämlich des Staatsbürgers, verdankt ihre Stabilität hauptsächlich dem Glaube an die teilweise isullionierten und der teilweise tatsächlich vorhandenen Freiheit. Die Verfassung eines Manifests, dem sich alle Bürger aus eigener Entscheidung fügen, und in dem pseudo-apriorische Sätze wie das Recht zur freien Meinungsäusserung und die Wahrung der eigenen Würde, verankert sind, erweckt im Identitätsbewusstsein der Bürger immer mehr Vertrauen, dest so globalisierter die Staaten und die gemeinsame Wertschätzung werden.

3.1) Die menschliche Privatsphäre des Bürgers wird aufgrund des Versuchs der Maximierung der sublimen Präsentation des soialen Standes minimiert; so wie im Mittelalter die fiktive Angst einer Hölle indoktriniert wurde, damit das Volk sich freiwillig zu Jesus, und damit zum Absolutismus, bekennt, bekennt sich der Bürger zu denIdealen der westlichen Welt, um vor dem Terrorismus und der Weltwirtschaftskrise geschützt zu sein. Das funktioniert zwar hervorragend, aberinmeinenAugenistdasKonstruieren des gläsernen Menschen durch elektronische Ausweise, Bewegungsprofile durch Mobilfunk und Navigationssysteme und dergleichen technologischen Überwachungsapparaten mehr, hemmend für das Identitätsgefühl des Bürgers. Nicht umsonst wird so viel Szenerie in diese doch so bedrohlichen und bösen Welt vorgespielt, und auch nur eine etappenweise Implementation der Instrumente über mehrere Jahre seitens der Lobbyisten der EU in Brüssel durchgeführt.

LKW-Maut, Google, - überall spielt die Information nun die Rolle. Das ist Neu, und wird den Verlauf der Geschichte verändern. Das Bedürfnis des Bürgers muß aufwendiger gedeckt werden, sonst ist die Stabilität der Weltordnung gefährdet. Die Revolution wäre möglich.

3.2) Das Einmischen der Rolle derInformationin das Bewusstsein des Bürgers ist unnatürlich. Für das durchschnittliche Fassungsvermögen des Menschens ist es noch bei weitem zu früh, als das selbst die Geisteselite prophezeihen könnte, wie die Bevölkerung darauf reagiert. Deswegen die noch übereilte Vorsicht bei der Durchsetzung informations-freiheitsberaubender Gesetze.

4.) Wie fälschlicherweise vielerorts angenommen, ist nicht nur eine kommunistische Alternative möglich. Der häufig zu hörende Spruch "im Kommunismus funktioniert es aber auch nicht besser" ist auf eine enge Perspektive der Möglichkeiten zurückzuführen, die aus der Betrachtung der Geschichte resultiert. Kapitalismus und Kommunismus werden als Gegensätze gelehrt, dabei sind es nur zwei der bekanntesten Formem ökologischer Gestaltung.

Die in Deutschland nun zur Debatte stehenden Konsumgutscheine beinhalten explosives Material. Einerseits hätte es, vorrausgesetzt Deutschland entscheidet sich für diese Methode der Konjunkturspritze, einen aufklärerischen Effekt, der eines der zentralen Probleme des kapitalistischen Geldes deutlich darstellt - nämlich die dem Geld doppelte Funktion als Tauschmittel und als Sparmittel. Dann aber wird, da diese Finanzspritze aus weiter unten genannten Gründen scheitern wird, die Entwicklung experimenteller Ökonomien in Zukunft gehindert, da Pauschal auf das Versagen der Gutscheine hingewiesen wird.

Die psychologische Beurteilung von Konsumgutscheinen ist, wie ein Zitat aus der Presse "Konsumgutscheine erinnern uns an Notzeiten mit Lebensmittelkarten" zeigt, fällt momentan beim Bürger so aus, das diese Gutscheine ein Ausnahmezustand sind. In einem kapitalistischem System stimmt das auch. Was hier aber geschieht, ist das Mischen von Methoden fremder Systeme mit dem Etablierten. Der Sinn der Konjunkturspritze in einem Kapitalismus ist völlig unterschiedlich von dem Sinn, den er in anderen Systemen haben würde.

Konsumgutscheine scheitern deswegen, weil Sie ein Geldverteilungsinstrument aus anderen Systemen versuchen zu implementieren. Da der Kapitalismus primär den Zins nutzt, um die sozialen Schichten zu definieren, ist ein Gutschein-System, das nun einmalig in das absolutistische Zinssystem eingeimpft wird, verfehlt, und würde nicht das System in seiner Funktionalität repräsentieren, das in seiner Reinform mit seinen eigenen Methoden eingesetzt werden würde.

Der Schritt seitens der etablierten Politik, den Vorschlag der Konsumgutscheine als Methode für eine Konjunkturspritze überhaupt in die öffentliche Diskussion zu rücken, ist gewagt. Es regt die grundphilosophischen Gedanken der Bürger über das Wesen des Geldes erneut an. Der Glaube wird zum Sinnieren, und das ist dem Etablierten schädlich. Das diese Gefahr aber nicht realistisch ist, zeigt die Festgefahrenheit des etablierten Systems.

Aber selbst, wenn Deutschland nun nicht auch auf die Methode der Gutscheine, wie sie woanders auf der Welt seit geraumer Zeit üblich ist, zurückgreift, sondern auf sanftere Methoden wie Steuerersparnissen für bestimmte, ausgewählte Volksgruppen zurückgreift, ist die Methode, die angewendet wird immer eine Veränderung der Geldverteilung. Das das ganze ohne größere Systemkritik funktioniert, ist um so erstaunlicher, da diese Geldverteilung völlig transparent geschieht. Das Geld, das die Bürger durch ihre Gutscheine bekommen - staatlich finanziert- ist schon ihr Geld - nur neu umverteilt.

Reisebericht 10: Paris [Teil 1/3]

Dieser Reisebericht ist, um von Herberts monotonen Reiseberichten etwas weg zu kommen, von mir, der Elli, geschrieben:

Endlich sind wir nun an unseren zweiten, grossen Zwischenstop angekommen, Paris!
Doch so einfach wie wir uns es anfangs vorgestellt hatten, so einfach mit den Fahrrad in Paris hineinzuspazieren, war es natürlich nicht. Wer sich Paris mal auf einer Karte genauer angeschaut hatte, dem müßte aufgefallen sein, das sich um Paris ein dickes verstricktes Verkehrsnetz befindet. Und der Großteil der Straßen fette Autobahnen oder Bundesstraßen sind, die man unmöglich mit dem Fahrrad bewältigen konnte. Also mußte eine Lösung für das Problem her. In Meaux fanden wir im Internet eine Seite eines deutschen Radfahrers, der schon vor uns diese Strecke fuhr und es, Glück für uns, aufschrieb. Das Geheimnis war ein Kanal der sich von Meaux bis ins Herz von Paris schlängelte. Wir merkten uns die Route gut und fuhren am 3. November von Meaux los.

Das Wetter war gut und der Weg war, wie schon lange nicht mehr, richtig angenehm und leicht zu befahren. Aus gesundheitlichen Gründen meinerseits konnten wir aber an diesen Tag nur bis nach Claye-Soully fahren. Claye-Soully ist ein riesiges Einkaufszentrum östlich von Paris. Hier haben wir unter einer Radfahrerbrücke direkt am Kanal unser Zelt aufgeschlagen. Der nächste Tag zeigte uns, wie gut der Weg am Kanal wirklich war.



Ab hier konnte man auf eine direkt für Radfahrer angelegte Straße fahren. Wir flogen förmlich in die ersten Vororte von Paris. Und kaum das wir uns versahen waren wir schon da.
Dafür dass es im gesamten Rest von Frankreich kaum Radwege zu scheinen gibt, wurden in Paris direkt Wegweiser, und extra abgetrennte Bereiche auf der Straße für Radfahrer angeboten. So war es uns ein leichtes, an diesen Tag das Zentrum der Megastadt zu erreichen.
Der erste Tag war für uns kleine Radwanderer, die bis jetzt kaum Erfahrung mit großen Städten gemacht hatten, umwerfend und auch erschreckend zugleich. Denn Paris warf uns im wahrsten Sinne des Wortes mit seinem Verkehrsreichtum und seiner Unmenge an Bevölkerung um.
Wir fuhren so schnell wie wir reingekommen sind auch wieder etwas hinaus aus Paris und übernachteten auf dem Campingplatz "Bois de Boulogne" in Neuilly sur Seine.


Das war am 4. November. Jetzt da wir schon fast einen Monat, für alle die es noch nicht wissen, wir bleiben über den Winter in Paris und fahren im Februar oder im März weiter, überlebt haben, können wir rückblickend sagen, das wenn man Paris erst einmal ruhig und mit einer Stadtkarte in der Hand beschnuppert hat, es doch gar nicht so schlimm ist.
Eine Sache die uns am Einreisetag extrem auffiel und die uns jetzt noch immer beeindruckt, ist der Verkehr hier. Ich möchte es euch genauer erklären.

In Frankreich sind die Franzosen riesige Fans von Kreisverkehren. Das merkt man sehr deutlich in dem man in Frankreich nicht über eine Kreuzung kommt ohne im Kreis fahren zu müssen. Uns fiel es schon an der französischen Grenze auf. Aber in Paris um so mehr. Hier gibt es ausschliesslich Kreisverkehre. Der grösste, den ich erwähnen will, ist der am Place Charles de Gaulle. Hier steht auch der Triumphbogen in der Mitte.



Der Kreisverkehr besteht aus mehreren Spuren und insgesamt 12 Ausgängen. Und er ist ein Knotenpunk in Paris. Von hier aus gelangt man quasi überall hin. Da ist es selbst verständlich das der Verkehr hier regelrecht überquillt. Für Radfahrer schien es, für uns am Anfang unmöglich diesen zu befahren. Wir schoben also regelmäßig unsere Räder außen auf dem Fußweg drumherum. Doch mit der Zeit wurden wir mutiger und heute können wir
uns quasi mittem im Gewusel von Auto und Motorrädern elegant bewegen.
Desweiteren schienen uns die Fahrkünste der Pariser und überhaupt französischer Autobesitzer sehr fremdartig. Die Vielzahl an zusätzlichen Ampeln und Schildern hindern die Autofahrer nicht daran, so zu fahren, wie sie es wollen. Meiner Meinung nach gilt hier die Regel: Der Stärkere und der, der am lautesten Hupen kann, gewinnt.
Mehrmals hab ich es schon gesehen, wie nur noch die Polizei ein größeres Chaos vermeiden konnte. Und siehe da, vor den Gesetzeshütern haben alle Autofahrer respekt. Dort wo zuvor der dickste Verkehrsstau war ist dank der Polizei geordneter Verkehr.
Ich frage mich immer noch, wieso die Pariser es nicht von allein schaffen, das was sehr einfach erscheint: Einfach den Verkehrsregeln folgen. Zumindest ist das als Radfahrer sehr einfach ;-)

Ein weiterer Punkt, der uns im Zusammenhang Verkehr auffiel ist: Wieso fahren die Franzosen nicht lieber mit dem Fahrrad in die Stadt oder gar zur Arbeit? Dies würde das Verkehrschaos um einiges entlasten. Es war für uns sehr schwer zu begreifen, da es hier in Paris, im Gegensatz zu den meisten anderen Städten in Frankreich, ein ausgeprägtes Radwegnetz und unzählige Leihstationen gibt. Also, wieso fährt kaum jemand mit diesen Rädern?
Diese Frage wurde uns bald beantwortet. Durch Zufall fanden wir einen Fahrradladen, der für elektrische Räder ausgelegt war. Der Laden wirkte recht klein und vollgestellt. Wir hatten auch nicht beabsichtigt hinein zu gehen. Doch der Verkäufer sah uns draussen mit unseren Rädern und lud uns kurzer Hand auf ein Kaffee für uns und einmal das komplette Aufpumpen der Räder für Marta und Gerd, ein.
Francois, so heißt der Ladenbesitzer konnte glücklicherweise perfekt Englisch und so machte es eine Kommunikation einfach.
Neben einer wunderbaren Radfahrkarte rund um Paris und vielen Angeboten, dort und da übernachten zu können, verriet er uns auch noch was es mit der "Radfahrfaulheit" der Franzosen, wie ich es nenne, auf sich hat.

Er erzählte uns das die Radwege und auch die Leihstationen erst seit etwa einen Jahr existieren und sie sozusagen erst jetzt in "Mode" kommt.
Ausserdem sind die Franzosen, so scheint es, sehr stolz auf ihre langjährige Autotradition, die wie zum Beispiel, Peugeot, Renault hervorbrachten und lassen so was wie ein Drahtesel in ihrem Alltag nicht zu; und wenn dann nur als reines Sport- und Vorzeigegerät. Alle kennen ja die Tour de France. Und auch Mountainbiking ist hier sehr beliebt.
Es scheint also schon fast zur Gewohnheit geworden zu sein, sich ins Auto zu setzen und bis zum nächsten Stau zu fahren, sich aufzuregen, 5 Minuten weiter zu fahren und anzukommen.
Aber vielleicht ändert sich das auch wieder, Fahrrad zu fahren gehört genauso zu einer Modeerscheinung, wie schöne Kleider und gesunde Ernährung.

Nicht das ihr jetzt denkt, der Triumphbogen und sein Kreisverkehr ist das einzige was wir in unserem bis jetz ein-Monatigen Aufenthalt gesehen haben.
Wir haben natürlich fleissig angefangen die ganzen Sehenswürdigkeiten die sich in Paris befinden zu besuchen. Es sind wirklich so viele Museen, Parkanlagen, Kirchen, Friedhöfe... das man garnicht weiss, was sehenswert ist, und was nicht. Hilfe bekamen wir hier von Odal (ein Danke an dieser Stelle), der sich sehr gut in Paris auszukennen scheint, und uns viele Geheimtipps geben konnte. Zum Beispiel riet er uns die Friedhöfe auf unserer Besichtigungstour zu beachten. Was wir natürlich taten und auch belohnt wurden. Hier sind einige Bilder, das Wetter hatte an diesen Tag wunderbar zu einem Friedhofsbesuch gepasst.





Neben den beiden Friedhöfen Cimetiére du Pére Lachaise und Cimetiére du Montparnasse, besichtigten wir den riesigen Park "Jardin du Luxembourg", "Jardin du Plantes" und "Jardin des Tuileries"(ausführliche Bilder seht ihr im kommenden Videoreisebericht).

Der Jardin du Luxembourg, welcher uns am besten gefiel, ist die Gartenanlage, die sich vor dem Palais du Luxembourg ausbreitet. Hier tagt der Senat des französischen Parlaments. Die Parkanlage kann man kostenfrei besuchen, was uns direkt veranlässt hinzufahren. Wir wurden nicht enttäuscht, selbst im November, wo man nur sich nur die Farbenpracht der Pflanzen vorstellen kann, ist der Park absolut sehenswert. Auffällig sind die unzähligen Statuen, sich im gesamten Park verstecken und die Brunnen von den es auch einige gibt. Hier zwei Bilder:




Auch gibt es unzählige Museen, die man besuchen kann und auch sollte, doch da viele kostenpflichtig sind, können wir nicht alle besuchen. Zu Gunsten der Touristen, die sich nicht immer alles leisten kann, so wie wir, gibt es verschiedene Angebote der privaten Museen. Fast Alle Museen und Gebäude, die nicht der Stadt Paris gehören, können jeden 1. Sonntag im Monat kostenfrei besucht werden. Das soll man uns nicht zwei mal sagen. Museen wie "Musée de Orsay" oder aber das weltbekannte "Musée du Louvre" werden von uns also erst noch besucht. Wir sind beide sehr gespannt auf diese Tage, die schon jetzt von uns voll geplant sind.

Ebenso werden wir erst später, wir planen so Januar, die Städte Saint Denis, wo wir uns die Basilika anschauen wollen, und Versailles, besuchen. Diese werden dann im Reisebericht 12 erwähnt.

Wir werden jetzt die nächsten paar Nächte noch draussen übernachten, denn dank McDonalds sind wir fast so gut wir ein Viertel des Tages im Warmen, und frieren deswegen nur auf den Weg ins Zentrum. Die Nächte sind trotz bedrohlich klingender Temperaturwerte im 0°-Bereich in unserem Zelt warm. Wir haben noch nicht einmal gefroren. Auch der erste Schnee, der sich vor wenigen Tagen für kurze Zeit in Paris zeigte, konnte uns nicht schocken.

Eventuell werden wir dann einen Bekannten besuchen der hier in Paris wohnt und uns Angeboten hat, bei ihm paar Wochen zu übernachten.

Nun noch ein paar ausgewählte Bilder von Paris und uns natürlich. Die komplette Fotoreihe gibt es zu unserer Abreise in Paris am Anfang März 2009; sofern unsere digitale Videokamera ihren Geist nicht aufgibt, wird es kurz nach Silvester unseren ersten Videoreisebericht geben.
Das ist übrigens der sogenannte "Eiffelturm", ein unbekanntes, in den Medien viel zu vernachlässigtes kleines Türmchen aus Stahl. Da das keinerlei historische Bedeutung hat, ist auch unbekannt, wer das dahin gestellt hat. Wir vermuten, das es Herr Eiffel war:


Das ist Kehlie, unser Zeltrotkehlchen. Er besucht uns jeden Morgen, egal wann wir aufstehen. Damit ist seine Funktion als Wecker zwar verfehlt, aber süß ist er trotzdem:


Das ist 3d:


Zum Abschluss noch einige Worte von mir, Herbert:

Meine Befürchtungen, das unsere Finanzen nicht ausreichen würden, sind völlig unbegründet gewesen. Der durchschnittliche Verdienst beim puren Betteln liegt hier bei 1,55€ pro Stunde; beim Gitarren spielen liegt er bei 3,60€ pro Stunde. Dieser Wert ist im Vergleich zu den Verdiensten in Deutschland, und in Anbetracht des hohen Preisniveaus der Stadt erschreckend gering. Das erklärt sich durch die hohe Anzahl der Bettler und Penner in der Stadt; welche wiederrum aus der sehr unfairen sozialen Verteilung wie überall resultiert. Unsere Ausgaben betragen etwa 3€ täglich pro Person; ein Wert, den wir aber im Sommer weiter reduzierten können.

Auch die Befürchtung, das der Winter hart werden würde, hat sich, wie im Text erwähnt, nicht bestätigt. Sowohl der Tag, wie die Nacht, sind problemlos zu bewältigen. Johannes hat Winterpause; bei den Temperaturen bin ich mir zu fein und eingerostet, um zu skaten. Ich freue mich diesbezüglich schon auf den Frühling.

In wenigen Tagen folgen meine Bemerkungen zur Weltwirtschaftskrise, und meine Gedanken zu einer Nachricht, die mich fast vom Stuhl geworfen hat: Dass es öffentlich diskutiert wird, ob Deutschland das erste mal Konsumgutscheine verteilt?!! Bis dahin.

Winnie ist gestern Nacht verstorben

In der Nacht zwischen dem 29. und dem 30. November 2008 ist unsere süße Ratte Winnie durch einen für uns unbekannten Grund plötzlich verstorben.

Sie wurde am 30. November in Paris im Bois de Boulogne begraben.

Der plötzliche Tod erschüttert uns sehr, da sie uns sehr ans Herz gewachsen ist.
Sie war eine Ratte, die Charakter besaß. Sie war zwar immer etwas naiv und brauchte immer eine Weile, bis sie reagierte, doch sie war auch eine Ratte, die sich sehr an den Menschen, vorallen an uns, gewöhnt und orientiert hatte.

Sie hatte uns immer zum Lachen gebracht, als sie während sich zu putzen oder während sie trank, plötzlich umgefallen ist, und auf dem Rücken lag. Auch die täglichen Spieleinheiten mit Laila waren uns immer ein Vergnügen.

Wir werden sie sehr vermissen.

Zum Abschluss einige der schönsten Fotos von Winnie:



Selbstverständlich werden wir die folgende Woche dafür widmen, einen geeigneten Spielkameraden für die nun einsame Laila zu finden, die immer noch nicht verstanden hat, was passiert ist. Wir hoffen, das es und schnell gelingt, einen passenden Partner für die sehr eigene und scheue Laila zu finden.

Hallo. Hier ist die Elli.

Juhuuuu ich kann jetzt auch auf HWB schreiben!!!

und ich entschloss mich, kein Märtyer zu werden

Es ist keine Naivität. sich von den gewohnten, üblichen Werten, Gewohnheiten und dem gesellschaftlichem Miteinander zu distanzieren, und dabei auf eine Palette an Annehmlichkeiten des Lebens zu verzichten, sondern es ist Naivität, sich an den vorhandenen Strukturen zu klammern, aber über die Unnannehmlichkeiten verärgert zu sein. Die Stabilität der gewohnten Gepflogenheiten resultiert nämlich nicht aus vernünftigen, reflektierten Überlegungen, sondern aus der Geschichte der Völker und Staaten, vorallem aber der eigenen Familie, die es zu dieser Regel erst gemacht hat.

Die Beurteilung der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen für sich ist ein Mechanismus, zu dem jede autonome Person per Definition gezwungen ist; sonst wäre sie kein Mitglied der Gesellschaft. Ausserdem ist jede konkrete Handlung und jede idealistische Haltung einer Person immer ein Bezug, also ein Verhältnis, zu der in ihrem unmittelbaren Umkreis herrschenden Gesellschaftsform.

Stellt man sich nun mit seinen autonomen Vorstellungen gegen einige, oder alle Aspekte der Bräuche einer Gesellschaft, so gibt die durchschnittliche Vorstellung der Personen der etablierten Gesellschaft über die Distanz zur personifizierten Vorstellung das Maß der Kompatibilität zwischen den aufeinander treffenden Gesinnungen dar. Es ist nicht, wie man irreführend denken mag, entscheidend, wie gefährlich die alternativen Vorstellungen den Gewohnheiten werden können, sondern deren Grad an Verständnis gibt die Stärke der Hindernisse, die der individuelle Charakter inmitten einer ihm fremden Gesellschaft hat, an.

Denn so, wie es dem Ursprung der Gnade vorrausgehen muß, dass das Rechtesystem, in dem ein Ver-Brecher beim Brechen der Gewohnheit ertappt wird, so stark sein muß, das es schädigende Organismen mitragen kann, wie Nietzsche* festgestellt hat, so werden individuelle Typen mit Sicherheit getragen; aber eine Akzeptanz des Typus als Parallellebensstil kann nur durch Verständnis erreicht werden.

Weiterhin gibt es die übliche Umgangsweise, alles abnormale und unkonventionelle in Kategorien zu fassen, oder als zu vernachlässigende Phänomene zu betrachten. So ist der Bettler in den Augen der Etablierten immer ein nicht zu vermeidendes Übel der geltenden sozialen Verteilung. Wäre ein Bettler willig, der sozialen Anforderung des Systems zur Arbeit nachkommen zu wollen, so wäre es ein wirtschaftlicher Fehler, da für wenig qualifizierte Menschen keine Beschäftigung vermittelbar ist. Das mag zwar den Großteil der Fälle abdecken. Da für das soziale Miteinander aber dem Wesen nach der Markt und die soziale Ordnung primär wichtig ist, ist es für den autonomen Revoluzzer unumgänglich, alternative Lebensentwürfe,die dem des Bettlers ähneln, zu implementieren. Für seine Vorstellung der sozialen Verteilung findet er nicht genug Gehör, damit steht er alleine da. Allein ist aber keine Gesellschaft. So ist der Bettler aufgrund seiner Absurd geringen Gewichtung im Sozialen Gefüge nicht gefährlich, aber er gilt als Verstanden, was seine Duldung und auch Unterstützung erklärt. Das diese Ansicht des gnädigen Vermögenden, der spendet, falsch sein kann, ist ein weiteres Hindernis für die Etablierung alternativer Ansichten.

Der nun also dem geltendem System entsagende wird, wenn er seine alternative Weise konsequent durchzieht, nicht zwangsläufig zum Märtyrer seiner Idee, selbst wenn er doch sein ganzes Leben nur seiner Ideologie widmet. Die Reduzierung auf die elementarsten Dinge in völliger Unabhängigkeit zu bestehenden Ordnungen ist seine erste Maxime; auf dieser aufbauend folgen dann seine Wertvorstellungen. Das elementarste aber ist das, was sein Organismus als Mensch und die Natur, die er vorfindet, ihm bietet. Er ist auf einmal auf die primitivsten Grundlagen, wie der Ernährung und dem Schlafrhytmus reduziert, und geniesst soweit erstmal das Maximum an Freiheit, die einem Menschen ohne Markt und Macht, also in voller Isolation, geniessen kann. Dann, von diesem Standpunkt aus erst kann er verschiedene Gesinnungen wählen, wie er seine Freiheit durchzusetzen vermag. Er kann sich seine Bedürfnisse "kriminell" befriedigen, was die erste Stufe des Kompromisses seiner totalen Freiheit, und der geltenden sozialen Struktur, bedeuten würde. Oder, als Kompromiss zweiter Potenz geltend, kann er den Bettler wählen, der seine Bedürfnisse mithilfe der Anteilnahme am Markt erwählt. Zuletzt kann er den Weg als Schmarotzer wählen, bei der er faktisch maximal integriert, aber ideal konträr denkt.

Unabhängig für welche dieser, oder auch jeder anderen Eigenkreation er sich bedient, ist er kein Märtyrer, denn er wirbt nicht für seine Vorstellungen und missioniert nicht, sondern findet nur einen Weg, mit seinem Lebensstil parallel, aber unaufmerksam zu leben.

Der echte Märtyrer würde bis zu einem Grad der oben erwähnten Methoden gehen, und dann dort anhalten; und zum Leide seiner unmittelbaren Unversehrtheit ein Symbol der Tat setzen die als Ikone und Vorbild für die Etablierten glänzen solle.

Ich positioniere mich deutlich an der Stelle, kein Märtyrer zu sein und auf dem zweiten Grad der aufgezählten Methoden erwählt zu haben.

Solange ich also keine Entsprechend starkes Gehör bekomme, bleibe ich auf dem Parallelpfad, gleichsam unbemerkt, unwirksam. Das ist Feigheit, aber auch ein Schutz vor der Verschwendung meiner eigenen Persönlichkeit in der "großen Farce", der alle Etablierten Menschen Global auf diesem Planeten angehören.

* Friedrich Nietzsche, Genealogie der Moral, zweites Kapitel: Schuld, schlechtes Gewissen und Verwandtes, Kapitel 10

komplette Aktualisierung unserer Reisefotos

Während unserer ersten großen Reisepause hier in Paris haben wir die Gelegenheit genutzt, unsere gesamten bisherigen Reisefotos zu sortieren und zu beschriften. Die Bilder sind in folgende Kategorien geteilt:

Zygie (in Solingen)[Katzenbilder]
Köln
Bonn
Heidelberg
Trier
Metz
Verdun
unser Aufenthalt bei Christian
Reims
Rattenbilder
Sonstige Reisebilder (unbekannter Ort)
(fast) Alle Zeltplätze

Die Gesamtübersicht ist hier zu erreichen.

Der erste Videoreisebericht ist für die Weihnachtszeit geplant; ich hoffe, kdenlive 0.7 läuft bis dahin auf meinem Kubuntu 8.10 auf dem Acer Aspire One stabil, so dass ich eine vernünftige Videoschnittsoftware zur Verfügung habe. Mitte Februar 2009 gibt es dann die bombastische Fotostrecke zu Paris.

Reisebericht 9 - Rampont, Reims, Château-Thierry, Meaux

Zu Beginn des neuen Reiseberichts kündige ich einen Strukturwandel an. Durch die Kritik mehrerer Leute motiviert, möchte ich den Fokus der Berichte nicht auf den chronologischen Ablauf der Tätigkeiten und Geschehnisse, sowie die absolvierten Kilometer legen, sondern etwas mehr auf die Menschen, denen wir begegnen, den Kulturellen Unterschieden, die sich zeigen, die Umgebung, die wir besuchen und die Gedanken, die wir uns dem allem gegenüber machen, legen. Die einzigartige Zeit, die wir beide hier während unser Reise erleben, sollte dementsprechend detailliert und präzise dokumentiert werden, da sie uns nie wieder kommt und stets in Erinnerung bleibt.

In Frankreich hatten wir bisher zwei engere Kontakte geknüpft. Zunächst die in RB8 erwähnte Nanty, und dann die Familie Christians. Als wir nämlich nach der ersten Nacht bei ihnen gerade aufsatteln wollten, lud er uns zu seiner Doppelgeburtstagsfeier ein. Am Freitag wurde er 50, und am folgenden Samstag seine Frau ebenfalls. Diesen erstaunlichen Zufall, das die beiden Geburtstage sogar auf einen Samstag fallen, nutzte er aus, um eine riesige Party für alle Verwandte und Bekannte in einer gemieteten Halle zu veranstalten:




Komplett mit Buffet, DJ und Unmengen an Alkohol, sowohl in Bier, wie auch in edler Champagner-Form, schenkte er hier massenhaft an alle aus. Vielleicht liegt das auch daran, das Champagner hier in der Champagne nicht einen solch hohen Wert hat, wie bei uns. Bis tief in die Nacht hinein haben die Leute hier gesoffen, und man kann daraus schliessen, wie der Partyverlauf sich gestaltete.

Trotz der unheimlichen Sprachbarriere wurden wir nicht als fremde Gäste, sondern bereits als Mitglied der ganzen Familie betrachtet. Nur drei Leute sprachen ein akzeptables, verständliches Englisch, bei den anderen mussten wir uns aufs Dolmetschen und auf Gestik und Mimik verlassen.

Französisch ist uns dermaßen ungewohnt, und hat eine so ungewohnte Phonetik für uns, das es wohl noch Monate dauert, bis ich den Menschen hier auch nur zuhören kann. Bis auf die absoluten Grundlagen, wie das Zählen, Floskeln und dem bestellen von Baguettes natürlich sind wir völlig hilflos bei der Kommunikation mit Franzosen. Zwar sind wir sehr lernwillig, und haben stehts unser Wörterbuch in der Hand, aber das erlernen dieser neuen Sprache stellt sich als schwieriger heraus, als geplant. Für unsere Überwinterung in Paris werden wir uns wohl ein Vokabular von 1000 bis 1500 Wörtern aneignen, aber in diesen Monaten können wir uns hier leider nicht völlig integrieren. Ausserdem haben wir das Problem, das wir, sobald wir gerade Französisch gelernt haben, ja schon weiter nach Spanien fahren - und zwei Sprachen auf einmal zu lernen, ist unmöglich zu bewerkstelligen. Der relativ kurze, vielleicht zweimonatige Aufenthalt in Spanien rechtfertigt es nicht, sich viel Mühe zu geben, aber da wir auf der Reise nach Italien nochmal mehrere Monate durch Frankreich durchkommen, ist es Pflicht, sich bereits jetzt ein angemessenes Französisch anzueignen, Spanisch aber zu vernachlässigen.

Nach unserem mehrtätigen Aufenthalt bei Christian machten wir uns also auf dem Weg in Richtung Reims. Unsere Schätzung, in welcher Zeit wir die 102 Kilometer bewältigen wollen, belief sich auf 2 Tage. Da uns aber regnerisches Wetter daran hinderte, die kaum hügelige Strecke mit voller Kraft zu befahren, kamen wir am vierten Tag morgens früh in Reims an. Zwischen Verdun und Reims liegen über 100 Kilometer Landstraße, mit winzigen Dörfern zwischendurch, so das wir froh waren, genug Proviant dabei gehabt zu haben.

Wir besichtigten auch hier die Kathedrale der Stadt:




Vor dem Touristenpunkt sprach uns, selbstverständlich auf Französisch, Peter an. Schnell stellte sich heraus, das er Deutsch spricht, und ein Tourist aus Duisburg ist. Im Laufe des Gespräches war er eben so fasziniert von unserer Reise, wie wir von seinen Erzählungen, denn auch er ist ein Vagabund. Allerdings bleibt er dabei Sozialkompatibel, arbeitet konform und führt seine Expeditionen nur innerhalb seines Urlaubs durch.
Trotzdem hat er, auch dank seinen 38 Jahren, einiges an Erfahrung ausgestrahlt, und uns Tips für unseren weiteren Reiseverlauf gegeben. Er prophezeihte uns eine sehr einfache Reise, sobald wir erst an der Atlantikküste angekommen sind. Ausserdem ist das Klima, das wir in Spanien und Südfrankreich bald erleben so warm, das wir davon ausgehen können, das der uns bevorstehende Winter in Paris der letzte wird, den wir draussen verbringen.

Wir tauschten unsere Kontaktdaten, und sofern sein Wunsch, sich auch bald unabhängig zu machen, mit dem Fahrrad nach Kapstadt zu fahren, und diese Reise auf einem eigenen Blog zu dokumentieren durchgesetzt wird, wird er hier natürlich verlinkt.


An diesem perfektem Schlafplatz und Fahrradlagerplatz konnten wir Reims völlig ungestört besichtigen:



Auch der Skatepark, der nichts besonderes, bis auf diese Beton Corner-Quarter zu bieten hatte, war nicht weit von hier:



Wer genau hinsieht sieht hier 4 gelbe Rollen. Das sind die, die ich zuvor in Verdun gefunden habe. Mein letzter Versuch, klassisch Street zu fahren, ist nun gescheitert, nachdem ich gemerkt habe, wie extrem anstrengend und unspaßig auch nur ein Ollie Sechser geworden ist, hier in Sainte Menehould:


Ich freue mich, meine 64mm Rollen, Riser-Pads und Rails wieder montiert zu haben. Beim nächsten Brett gibt es, trotz meinem Noseslide-Faible, dann auch selbstgebastelte Nose und Tailsaver. Der Freestyler in Köln hat es mir präzise erklärt.

Reims ist die bisher größte Stadt, die wir in Frankreich besuchen durften. Bis Paris wird das auch so bleiben, denn bis auf Château-Thierry folgt keine größere nennenswerte Stadt mehr.

Trotz dem Genuss nahezu vollkommener gesellschaftlicher Unabhängigkeit, gepaart mit einem völligen Freiheitsgefühl, das mir einen verhältnismäßig reinen Geist und ein sauberes Gewissen gibt, kann ich zum aktuellem Punkt der Reise noch nicht davon sprechen, das ich das erreicht hätte, was ich mir wünsche. Denn obwohl ich von allen Pflichten, der Sinnlosigkeit und Müßigkeit eines geregelten Arbeitslebens, der Öde der Sesshaftigkeit und der Routine erlöst bin,
ist mir die nicht zu erreichende finanzielle Unabhängigkeit noch ein Dorn im Auge. Es ist für mich kein moralisches Problem, zu betteln, sondern es ist mir ein Problem, das ich das gebräuchliche, barbarische kapitalistische Finanzsystem weiterhin nötig habe. Die Unverständlichkeit der Menschen zwingt mich dazu, an deren Systematik teilzunehmen; und
tuhe ich dies nicht, so würde ich kriminell werden und an ihren Justizsystem zerbrechen. Es ist mir also höchst unangenehm, aber ich kann das nun folgende Thema aus Gründen der Aufrichtigkeit nicht aus meinem Leben entfernen:

Das Abheben von Geld kostet hier in ganz Frankreich 3,50€ Gebühren pro Vorgang; unabhängig von der Menge, die abgehoben wird. Also werde ich dann ab Paris mit 300€-Schüben arbeiten. Mit den nur 7,39€, die wir besessen haben, als wir in Reims ankamen, versuchen wir nun experimentell, bis Paris durchzukommen. Das bedeutet, das ich gezwungen bin, morgen Philipp auszupacken, und zu testen, wie gut man hier in Reims verdient. Einen Musikmenschen hab ich hier bisher noch nicht gesehen, die Konkurrenz ist also schwach, und vielleicht bekomm ich einen Seltenheitsbonus. Mit mindestens 20€ sollten wir Reims dann bald verlassen, da die letzten 140 Kilometer bis Paris keine größeren Städte mehr hervorbringen werden. Der letzte 100€-Schub, den wir nutzen,
reichte gerade mal etwas über 3 Wochen; obwohl man alle Ausgaben für 2 Personen rechnen muss, leben wir wie die Könige, und werden unsere Ausgaben definitiv reduzieren.

In der kleinen Stadt Dormans hatten wir an einer Sitzbank, die eine funktionierende Steckdose zu bieten hatte, gerastet und den Strompiraten gespielt. Als sich Regenwolken und Wind bemerkbar machten, packten wir schnell unsere Sachen zusammen. Auf der anderen Strassenseite fuhr ein Skateboardfahrer, den ich schnell mittels dem französischen "Excuse moi" ansprach. Der Dormans´er Skatepark ist größer und besser als in Reims:


Auch die Brücke hier schützte uns vor dem dann eintretenden Regen. Die ganze Nacht regnete es durch, und als sich am nächsten Morgen die Sonne zeigte, entschieden wir uns trotzdem, einen weiteren Tag hier zu verbringen. Schliesslich haben wir hier Strom, Aldi und überall kostenloses Trinkwasser.

Hier ist der versprochene, von Elli angemalte Flo unter der oben genannten Brücke:



Später als hier kann man einen Boneless nicht abspringen; geschehen in Dormans mit meinem auf einer Landstraße gefundenen neuen Alte-Oma Hawaii Hemd:


Château-Thierry ist nun nur noch 23 Kilometer entfernt; und von dort sind es dann noch 90 Kilometer bis Paris.

Frankreich generell hat in dem gesamten Nordöstlichem Gebiet, das wir durchfahren sind, eine unheimliche Fülle an Geschichtsbewussten Symbolen zu bieten. So gibt es an jeder Landstraße eine Unmenge von Deutschen, Französischen, Italienischen oder Britischen Soldatenfriedhöfen, die alle fast ausschliesslich an den ersten Weltkrieg erinnern. Während man dem deutschen Bild kaum noch eine Erinnerungswilligkeit an diese Zeit gewinnen kann, wird man hier an jeder Ecke an die politischen Reibereien zwischen Frankreich und Deutschland in jüngster Vergangenheit erinnert.

Weiterhin sind die Menschen hier bei weitem Modebewusster - noch Modebewusster! -, als es sich in Deutschland darbietet. Auf Äusserlichkeite wird sehr viel Wert gelegt, selbst in den kleinen Städten. Die riesigen Kathedralen, die wir in Thionville, Metz, Verdun und Reims antrafen, sowie die fast ausnahmslos in jedem Dorf vorhandene Kirche lassen uns ein sehr religiöses Grundgefühl der Franzosen ahnen. Leider kann ich mit der christlichen Symbolik und Geschichte nichts
anfangen, Elli profitiert da weitaus mehr von.

Da Elli am anderen Ufer in La Ferté-sous Jouarre an der Marne einen Skatepark gesichtet hatte,
fand ich am anliegendem Campingplatz neue Einlagen für meine Schuhe, sowie einen nagelneuen, weissen Beutel für meinen lilanen Decathlon-Schlafsack. So konnte ich mein Reisedesign auf Gerd abermals perfektionieren:


Der grüne Schlafsack wurde aufgrund von Gestank und Unnützigkeit entfernt. Dank dem nun neu geschaffenem Stauraum
kann ich mit dieser neuen, sportlicheren Konstruktion fahren.

Eine Sequenz eines meiner letzten, wenn nicht des letzten Noseslides in oben angesprochenem Skatepark:


Johannes ist ein altes Skateboard, schon ohne Grip und ohne Pop. Da er aber nicht angebrochen ist, wird er mich durch den Winter in Paris begleiten.


Hier sieht man mich, wie ich unser Zelt staubsauge. Das mache ich jeden Morgen, denn Sauberkeit muß sein:



Auf diesem Bild sieht man Laila beim Nuß knacken. Die kleine Kruste auf der Nase ist mittlerweile schon verheilt:



10 Kilometer vor Meaux hatten wir uns in Saint Jean Le Deux Jumeaux mithilfe einer
Brücke vom eintretenden Regen retten können, um dann am immer noch regnerischen Folgetag die Stadt Meaux zu besichtigen. Wir fanden einen prima Platz, um die Räder zu verstecken, bummelten durchs Zentrum, und haben gemerkt, das das Internet hier kostenlos ist. So können wir hier per WLAN diesen Reisebericht hochladen. Ins Zentrum von Paris sind es nun nur noch 40 Kilometer, und wir werden, abhängig vom Wetter, dann bald weiterfahren.

Meaux ist soweit eine ausserordentlich schöne Stadt, der hohe Ausländeranteil stört das angenehme Ambiente dieser direkt an der Marne gelegenen Stadt kaum. Die erste Mini-Rampe ist schon gesichtet, und sofern morgen die Sonne scheint, wird sie von mir getestet.

Abhängig vom Wetter und unserer Laune geht es dann in den nächsten Tagen an die Mission, sich die Riesenmetropole Paris intensiv anzuschauen. Es gibt hier mit Sicherheit viel zu sehen, und da wir planen, bis Februar hier zu bleiben, testen wir das Leben auf der Straße
in Paris. Innerhalb dieses Zeitraums wird es dann wahrscheinlich zwei Reiseberichte von
Paris geben; Teil eins und Teil zwei. Im Frühling geht es dann weiter nach Orléans weiter.

Unsere original geplante Reiseroute wurde damit mehrmals stark verändert. Ich werde dann bald die tatsächlich gefahrene Tour verschriftlichen.

Unser Versuch, mit dem Geld durchzukommen, scheiterte übrigens aufgrund von Faulheit und der
Zahlungsunwilligkeit der Touristen und Passanten in Reims, so das wir unseren ersten Schub schon -
glücklicherweise erfolgreich - abgeholt hatten.

Den ersten Teil der Reisebilder gibt es Hier zu sehen.

Reisebilder

Zur besseren Dokumentation unserer Weltreise haben wir jetzt Fotoalben eingerichtet.
Momentan befinden sich hier allerdings erst Rattenfotos und Ellis Naturbilder. Die anderen
schon fast 100 Reisebilder kommen dann in kürze nach, wenn die Sortierung abgeschlossen ist.

Der Link für die Ratten, für die Naturbilder und die Gesamtübersicht

RB8: Trier, Thionville, Metz, Verdun

Eine der besten Ideen für Fahrradtouristen ist die Fahrrad-Garage, in der man für nur 1€
pro Fahrrad sein Fahrrad abstellen kann, während man die Touristenattraktionen besichtigt.
Trier hat eine solche Garage direkt am Porta Nigra, dem schwarzen Tor, zu bieten:


So konnten wir also ungestört Trier begutachten. Desweiteren ist es eine Leichtigkeit
gewesen, hier Strom zu bekommen, so das wir alles dokumentieren konnten.

Bei Karstadt bekam ich, als ich für 55 cent einen Briefumschlag gekauft hatte, einen
ganzen Gartenzwerg mit Malfarbe geschenkt. Wir tauften ihn Flo:



Elli hat ihn angemalt, und im nächsten Bericht seht ihr dann, wie er aussieht.

Wir kehrten am 06. Oktober Trier den Rücken zu, und fuhren sehr bequem den Mosel-Radweg
Richtung Dreiländer-Eck. Auch Luxemburg grenzt hier an, und von der
deutschen Mosel-Seite entdeckten wir die erste ausländische Mini-Rampe. Also fuhren
wir herüber nach Luxemburg in die Stadt Grevenmacher. Eine sehr dünne, hohe, aber sehr
gute Mini-Rampe überraschte uns hier.
Nach der ersten, freundlichen Konfrontation mit der Polizei auf dem Rückweg in die
deutsche Zone fuhren wir zu unserem nächsten Schlafplatz.

Nach einer lauten Nacht, in der uns viel Güterzugverkehr am schlafen hinderte, fuhren wir
weiter und schafften es über die französische Grenze bis in die erste Stadt Thionville im
Region Lothringen (franz. "Lorraine").
Wir dachten erst, dies sei ein kleines Dörfchen, doch als wir das erste mal von der
Moselpromenade heraufkamen, erblickten wir bereits einen riesigen Kreisverkehr. Wir
standen mitten im Zentrum einer großen Stadt. Wie sich auch in den späteren Beobachtungen
zeigen wird, bevorzugt Frankreich den Einsatz von Kreisverkehren gegenüber Ampeln.
Ähnlich wie auch in Holland wird damit sowohl der Fußgänger, Fahrrad - und Autoverkehr
in ständiger Bewegung gehalten. Es ist also für jeden Verkehrsteilnehmer ein Vorteil.
Der einzige Nachteil von Kreisverkehren, das sie so viel Platz wegnehmen, wird in
Frankreich dadurch entschärft, das sie die Mitte des Kreises immer sehr
eindrucksvoll schmücken, sei es durch Brunnen, Statuen oder anderen kreativen Ideen.

Die Damen am Touristen-Informationspunkt empfohlen uns, die Landstraße in Richtung Metz
zu nehmen, da man entlang der Mosel weder mit dem Rad noch mit dem Auto weiter kommt.
Diesen Rat befolgten wir erst am nächsten Tag und suchten uns
einen Schlafplatz an diesem kleinen Wasserfall:


Die Landstraße, die uns nach Metz führte, zeigte uns, das Frankreich eine vollkommen
andere Struktur aufzuweisen hat, als es in Deutschland üblich ist. Während wir eine
zentrale Anordnung der Städte haben, hat Frankreich einen nahtlosen Übergang zwischen
den Städten. Es ist also eher wie im Ruhrgebiet, wo eine Stadt an die andere grenzt.

Auch, das es hier sowohl Aldi, wie auch Lidl gibt, allerdings, so weit wir es bis jetzt
sagen können, seltener als in Deutschland, beruhigte uns auf der Reise Richtung Metz.
Pfand gibt es hier übrigens noch überhaupt keinen. Interessanterweise spiegelt sich das
auch an dem Bild, das Müllhalden bieten, wieder. Auch Getränkedosen sind hier noch immer
sehr aktuell, genau so, wie es auch bei uns in Deutschland vor dem Pfandsystem noch
ausgesehen hatte.

Zwar scheint man hier in Frankreich von Concrete-Rudolph Rampen erlöst zu sein, aber
diese Kackrampen, die die Ehre haben, die ersten französischen unserer Reise zu sein,
konnte ich leider nur mit einem Nosewheelie beglücken:


Nach einer mittelanstrengenden Tagestour erreichten wir Nachmittags Metz. Uns sprach ein
Penner an, den wir aufgrund der Sprachdifferenz schnell ignorierten. Der Kernpunkt
dieser Stadt macht sicherlich die Kathedrale St. Etienne aus:





Obwohl er nur etwa halb so groß ist, muss ich, wie auch Elli sagen, das der Bahnhof
schöner als der in Leipzig ist:


Abends suchten wir obligatorischerweise unseren Schlafplatz, und fanden einen optimal
gelegenen unter einer Brücke. Bis auf den wirklich erbärmlichen Gestank ist dies der
optimale Schlafplatz für die nächsten drei Nächte.

Auch den Ratten gefiel der Schlafplatz. Sie hatten hier ohne Ende Auslauf. Hier sehen
wir Laila, die ganz von alleine über einen dünnen Steg balancierte, und frei auf der
kleinen Insel herumlief:


Und ein Portrait von den beiden:


Nachts haben noch irgendwelche besoffenen Franzosen Flaschen von der Brücke herunter
geworfen, unser Zelt aber nicht getroffen. Wir vermuten, das die Flaschen nicht absichtlich,
sondern nur zufällig geworfen wurden, und ebenso zufällig uns auch nicht trafen.

Am Touristeninformationspunkt holten wir uns Karten, an denen die Sehenswürdigkeiten von
Metz anhand von Routen skizziert ist. Unser Plan, an unserem ersten Aufenthaltstag in Metz
ein paar dieser Routen entlang zu gehen, wurde allerdings verhindert. Denn schnell
stellte sich am morgen heraus, das mein Durchfall, den ich hatte, nur der Anfang einer Magen-Darm
Infektion ist, die mich den ganzen Tag über daran hinderte, überhaupt irgendwas zu machen.
Ich schlief also viel, erbrach, und spürte, wie es Abends dann besser wurde. Nach diesem
Tag voller Nichts-Tun und Französisch per Wörterbuch lernen, konnten wir uns dann am
Folgetag Metz anschauen.

An einer Kirche bot uns ein deutsch sprechender Mann, der sich für unsere Reise interessierte,
an, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Das Angebot nahmen wir zwar nicht an, aber es war
angenehm, mal wieder eine deutsche Stimme zu hören.

Am dritten Tag reisten wir aus Metz ab, und am frühen Morgen machte sich bereits bei
Elli die ähnliche Übelkeit wie einst bei mir bemerkbar. Wir fuhren einige Kilometer
aus dem Zentrum heraus, und merkten dann, das Sie in wenigen Minuten das gleiche
Schicksal wie ich erleiden wird. Also haben wir uns schnell eine schöne Wiese gesucht,
und hier ebenfalls den ganzen Tag verbracht, so das sie genesen konnte. Unsere Ratten haben
es sich währenddessen in einem Gebüsch bequem gemacht, und als wir dann zur Abendstunde
abgereist sind, um noch bei etwas Licht einen Schlafplatz zu finden, hatten wir Schwierigkeiten,
die beiden wieder herauszupflücken. Vorallem Laila will, wenn sie einmal Auslauf hat, gar
nicht mehr zurück - und das trotz mehreren Stunden pro Tag.

Weiter Weg nach Verdun...



Wir schliefen in der nähe von einem Friedhof - und dieser Schlafplatz war tatsächlich unheimlich.
Bis heute frag ich mich, wo die verlorene Socke nur hin ist? Sehr früh fuhren wir weiter, doch
Elli war verständlicherweise noch sehr geschwächt. Die bergige Strecke bis zum nächsten Ort,
Verdun, haben wir beide nur mit sehr viel Mühe geschafft. Nach 60 Kilometern haben wir uns
dann entschieden, nur bis kurz vor dem Verdun´er Zentrum zu fahren, hier bei Cora, einer
Französischen Supermarktkette einzukaufen, und uns dann schlafen zu legen.



Die französische Firma Decathlon, die ich ja schon aus Herne kannte, produziert einfach
geniale 2-Sekunden Zelte. In der Filiale Verdun informierten wir uns über ein 2-Mann Zelt,
da wir darüber spekulieren, uns im Winter ein solches zuzulegen. Momentan schlafen wir
nämlich zu zweit im engen ein-Mann Zelt, inklusive Ausrüstung. Ich entschied mich damals
deswegen für die kleine Variante, da wir ohnehin nur zum schlafen das Zelt nutzen, und
uns tagsüber draussen bewegen. Da es es aber auch jetzt schon teilweise eine Temperatur von
6°C morgens haben, könnte es sein, das wir im Winter etwas mehr Zeit im Zelt verbringen. Da
wäre dann ein 2-Personen Zelt schon nötig.

Die Lösung fanden wir schnell: Es gibt ein 1,5 Personen Zelt - also genau unseres, aber ein
paar Zentimeter breiter. Entweder wir entscheiden uns dafür, oder für die große Variante. Mit
einem Preis von maximal 36€ ist es auch definitiv machbar. Ich schätze mal, in Paris wird es dann
so weit sein, das wir unser jetziges Ein-Personen Zelt, das schon anfängt, von nicht entfernbarem
Schimmel befallen zu sein, zu beerdigen.

An der Maas-Promenade fand ich einen Skater. Wie 90% der Menschen hier, sprach auch dieser
kein Englisch, so das wir uns stillschweigend gegenseitig anskateten. Einige Freunde von
ihm, die später dazukamen, fischten aus der Maas ein uraltes, schrottiges Skateboard heraus.
Sie brachen es durch, uns liessen es zurück. Da ich momentan richtig Lust habe, mal wieder
normal-Street zu fahren, habe ich mir die von Moos durchwachsenen Rollen vom Brett abgeschraubt,
abgeschabt, und an Johannes montiert. Zusätzlich habe ich die Riser-Pads und die Rails
abgeschraubt, so das ich ab jetzt mit einem klassischem etwa 52mm-Rollen New School Board
unterwegs bin. Das Equipment wird natürlich aufgehoben.

Am Touristeninfopunkt informierten wir uns über die Schlacht von Verdun. Dieser Stadt
merkt man ihre Geschichte richtig an; an jeder Ecke gibt es Statuen und Skulpturen, die
an die Schlacht erinnern:



Zusätzlich besorgten wir uns eine Karte von Paris, denn in nur noch 240 mittelbergigen
Kilometern werden wir die französische Hauptstadt erreichen. Wir haben von Verdun aber
noch nicht genug, und so fuhren wir zurück zum Supermarkt, um uns ein paar Bier zu holen
und Verdun Abends zu besichtigen. Auf dem Rückweg vom Supermarkt zum Zentrum dachte ich,
vom weiten eine Mini-Rampe zu sichtigen. Es stellte sich aber nur als Rutsche heraus, und
wir kochten an diesem Spielplatz unser Mittagessen. Als wir gerade fertig waren, und
gepokert hatten, geschah etwas, das mal wieder meinen persönlichen Rekord übertraf:

Eine etwa 40 jährige französische Frau sprach uns an. Als wir klarstellten, das wir kein
Französisch sprächen, sondern nur Deutsch und Englisch, erklärte sie uns mithilfe der
wenigen Englisch-Brocken, die sie beherrscht, das sie Heute Abend nach Bar-le-Duc fahren
würde, und ihre Wohnung doch für uns freistehen würde. Den Schlüssel würde sie uns direkt
geben, ich solle doch nur eben kurz mitkommen, um ihre Wohnung zu sehen.

Zunächst glaubte ich das nicht, kam aber dann doch mit. Sie zeigte mit also ihre nur
50 Meter weiter entfernte Wohnung,
das Zimmer von ihrem Sohn, Küche, Bad, etc. und drückte mir auch schon den Schlüssel in
die Hand. Ich konnte kaum Merci sagen, da war sie schon weg.

Wir testeten kurz, ob das Netzteil vom Acer-PC das 240V-Stromnetz in Frankreich aushalten
würde, - es funktioniert tadellos, schrieben einige Zeilen, und gingen dann schlafen.

Wie von der Frau, Nanty übrigens ihr Name, empfohlen, stellten wir Gerd und Marta in ihrem
Flur ab, duschten, und fragten uns verdutzt, wieso ein Mensch nur so schnell Vertrauen
in zwei Fremde, die noch nicht einmal die eigene Sprache sprechen, setzen kann. Schon
Zygi war aufdringlich freundlich, aber diese Person toppt auch alle Personen meiner
Deutschlandreise.

Sie kam um 23:00 wieder, und ging dann auch recht früh in ihrem Schlafzimmer schlafen.

Am nächsten morgen frühstückten wir zusammen, und unterhielten uns viel. Neben einem
Französisch-Aussprache Kurs, unterhielten wir uns über ihre Freundlichkeit und ihr Leben.
Sie arbeitet in einer katholischen Kirche; einige Skulpturen und Bücher in ihrer Wohnung
hatten mich das schon ahnen lassen. Sie ist also einer von den absolut hilfsbereiten Leuten,
die alles tun, damit es den Leuten um ihr herum gut geht. Das ganze hat bei ihr auch noch
nicht mal unbedingt einen ausschliesslich religiösen Hintergrund, sondern sie handelt durchaus
völlig reflektiert und in vollem Bewusstsein. Leider ist ihr Englisch, wie bei allen Franzosen,
so unheimlich schlecht, so das wir nicht tiefer in dieses Diskussionsthema einsteigen konnten.

Sie ging dann zur Arbeit, und dann gab es eine neue mich umhauende Überraschung: Wir
machten das Rollo vom Schlafzimmer hoch, und mich blinzelte dieser Skatepark direkt
vor ihrer Haustür an:



Wegen einer fälschlicherweise als Mini-Rampe erkannten Rutsche, schliefen wir also in einem
Haus, um dann am nächsten Tag festzustellen, das an der anderen Ecke des Hauses DOCH ein
Skatepark steht. Auf dem Foto ist der Boden naß, aber am Vortag bin ich ihn genüsslich
gefahren. Die Rampen hatten zwar eine etwas schlechte Qualität, aber er war insgesamt
gut fahrbar.

Wir hatten unsere Fahrräder gerade fertig gepackt, als wir bemerkten, das der Haustürschlüssel
sich nicht herausdrehen lässt. Wir ruppten 20 Minuten herum, und haben dann aufgegeben. Also
hiess es für Elli, einkaufen zu laufen, während ich in der Wohnung bleibe und diesen
Bericht bis hierhin schreiben; und dann gleich für mich Skaten, während sie in der Wohnung
bleibt. Wenn wir die Tür nämlich so schliessen, kann Nanty nicht mehr aufschliessen.

Das Problem löste sich, als Nanty wieder kam, und ihren Primärschlüssel von Aussen in das Schloß
schob. Glücklicherweise konnten wir eine weitere Nacht bleiben, da ihr Sohn erst morgen zurück kehrt.

Kathedrale in Verdun:


Bereits früh am Folgetag verliessen wir Verdun. Trotz sehr schlechtem Wetter wollten wir
einige der über 100 Kilometer bis Reims meistern. Als der Gegenwind und das ohne Ende
schüttende Wetter uns aber an einen Rastplatz zwang, fragte uns Christian, der gerade
mit deem Auto vorbei fuhr, ob wir nicht
in einer "Caravan" schlafen wollten. Da es schon etwas später war, stimmten wir ein. Ich
stieg in sein Auto, und er zeigte mir seinen alten Wohnwagen, etwa 4 Kilometer weiter im
Ort "Rampont". Obwohl auch er kein Wort Deutsch oder Englisch sprach, hat er uns zu seiner
Familie zum Abendessen eingeladen. Schnell stellte sich aber heraus, das er und seine
Familie polnischer Herkunft sind. So kamen wir nicht herum, uns hier mit Bier und Vodka
zulaufen zu lassen. Dafür sind sie alle aber typisch polnisch kollegial und nett, und da
sein Sohn recht gut Englisch spricht, konnten wir uns einen Abend prima unterhalten.

Ausserdem haben sie einen Internet-Zugang, von dem dieser Bericht nun hochgeladen wird. Im
nächsten Reisebericht gibts dann zu Beginn natürlich den versprochenen angemalten Flo, aber
auch Bilder unserer gestrigen Unterkunft.

Das Wetter ist heute bewölkt, aber trocken. Mal schauen, ob wir die noch 90 Kilometer bis
Reims absolvieren werden.

Zum Schluss noch ein last minute Abschiedsfoto mit Gerd Marta Elli Herbert und Christian:




Ich weiss nicht, wieviele Menschen in ihrem Leben mal einen Straight Flush live gesehen haben.
Aber sogar im Heads-Up mit Elli habe ich ihn erlebt ! Elli hatte ihn, auf dem River:

RB7: erneut Worms, Kirchheimbolanden, Rockenhausen, Idar-Oberstein, Trier

Zunächst ein Glossar für die zukünftigen Reiseberichte:


Johannes Herberts Skateboard
Gerd Herberts Fahrrad
Marta Ellis Fahrrad
Philipp unsere Gitarre
Laila und Winnie unsere Ratten


Wir verabschiedeten uns von Heidelberg, und fuhren also den Neckar zurück in Richtung
Mannheim. Von hier wollen wir über Worms nach Trier fahren.

Hier in Ladenburg, auf dem Rückweg von Heidelberg, fanden wir morgens diese Mini-Rampe,
die von allen Heidelberger Skatern, die wir gefragt hatten, fälschlicherweise
als "Half-Pipe" spezifiziert wurde:



Es tat sehr gut, nachdem ich die letzten Woche nur vertikale Rampen gefahren bin, endlich
mal wieder eine Rampe mit sanfter, kleiner Transition zu fahren.

Mittags fuhren wir schon weiter in Richtung Mannheim. Kurz vorher haben wir eine ruhige,
angenehme Nacht parallel zum Altrhein gehabt. Am Folgetag ging es mit der Fähre über den
Altrhein herüber. Im Mannheimer Hafengebiet haben wir uns mehrfach verfahren, so das wir
leicht gestresst aus dem Mannheimer Gebiet herauskamen.

Abends nächtigten wir vor einer fürchterlichen Autobahnbrücke, die über den Rhein
führt, und bei der wir als Fahrradfahrer gezwungen sind, unser gesamtes Gepäck alle etwa
100 Stufen hinauf zu tragen, um dann die gesamte Strecke zwischen beiden Autobahnspuren zu
absolvieren. Da wir uns diesen Stress abends nicht mehr antun wollten, schlugen wir
unser Zelt unter der Brücke, direkt am Rhein auf. Am nächsten morgen meinte unsere Ratte
Laila, den ganzen sonnigen Tag über versteckt in einem Gebüsch verstecken zu spielen, so das wir gezwungen waren, auf den Abend zu warten. Also faulenzten wir den Tag am Rhein.

Der Unterschied, eine gewisse Strecke innerhalb eines Landes, dessen Weg flach ist, ist
zu der Strecke, die hügelig oder gar bergig ist, mit dem Fahrrad zu durchfahren,
ist bei weitem größer, als man als Laie schätzt. Der Rückweg, entlang dem Neckar und dem
Rhein nach Worms, der in etwa 50 Kilometer ausmacht, war sehr entspannt an einem Tag,
trotz mehrfachen sehr ärgerlichen Verfahren im Mannheimer Hafengebiet, zu schaffen. Im
Gegensatz zu den nun folgenden bergigen Strapazen, ist es eine Leichtigkeit, die Radwege
am Rhein entlang zu fahren. Es wird sich in Zukunft die tatsaechliche Reisegeschwindigkeit
innerhalb eines Landes fuer uns zeigen.

Ab hier entschieden wir uns, fern vom Fluss, mitten durch das pfälzische Gebirge, ins
Landesinnere zu fahren.

Zwischen Worms und Trier etwa liegt geographisch Idar-Oberstein. Das ist also die erste
Hälfte unserer Expedition nach Trier. Die etwa 50 Kilometer zwischen Worms und Trier
stellten sich als schwieriger zu absolvieren dar, als vorher gedacht. Diese
ausserordentlich hügelige Strecke, die sich nur per Landstraße absolvieren lässt, ist eine
solche Tortur für die Nerven, das wir fast meinen, still zu stehen. Der Blick auf die
Karte lässt uns erschaudern: wir kommen jeden Tag nur etwa 30 Kilometer weiter.

Der erste Ort nach Worms, in den wir kamen, heisst Kirchheimbolanden.

In Kirchheimbolanden habe ich glücklicherweise ein kleines Kind mit Skateboard
angesprochen, das mir dem Weg zum Kirchheimbolandener Skatepark erklärte. Etwa Hundert
Höhenmeter höher fanden wir dann den Park, direkt neben dem Stadion. Es war bereits
sehr spät, und wir waren erschöpft. Wir haben also 200 Meter weiter in einem Waldstück
gezeltet, und am nächsten Morgen gab es dann diesen Texas Plant mit geschummelten
Wiedereinstieg auf der Mini-Rampe zu sehen:



Hier in einem unbekannten Dorf, in der nähe von Rockenhausen an der Alsenz,
ist Ellis Gepäckträger komplett heruntergebrochen:



Glücklicherweise meldete sich, als wir gerade das Gerümpel von der Straße geräumt, und
darüber philosophiert haben, wie wir denn jetzt alles zum nächsten Fahrradladen tragen
sollen, ein älterer Mann mit den Worten: "Ja, ich hab doch hier was rumsen gehört!".
Er erkundigte sich über unsere Situation und nahm uns kurzerhand mit in seinen Hof.
Nachdem er eine Spezialkonstruktion für Marta geschmiedet und montiert hatte, wünschte
er uns noch alles Gute. Es war schon spät, dunkel und kalt, so das wir wenige Meter
weiter dann zelteten.

Wir fuhren weiter bis zu einem Waldstück vor der Stadt Kirn.

Am nächsten Morgen erst erreichten wir dann endlich Idar-Oberstein. Es
war schon kräftig Naß draussen, und Abends hat es richtig angefangen zu Regnen. Leider
sind wir noch sehr unerfahren und ungeübt im Umgang mit Feuchtigkeit. Zwar ist unser
Zelt, sofern wir es mit Heringen aufspannen, mit ziemlicher Sicherheit Wasserdicht, und
meine Gepäckträgertaschen sowie der Rucksack sind dank LKW-Planenmaterial auch geschützt,
aber wir haben die Wichtigkeit, bei der Aussentemperatur und dem Sonnenmangel, unser
Material und Kleidung trocken zu halten, noch nicht erkannt. Das Zelt stand also, da es
nicht Ordnungsgemäß montiert war, im Fußbereich unter Wasser, und unsere Schlafsäcke
waren alle dort komplett naß. Unsere Wechselkleidung, die momentan vorne Rechts an meinem
Fahrrad hängt, ist ebenfalls völlig unbenutzbar. Zur Strafe, das wir so fahrlässig waren,
mussten wir also einen zweiten kompletten regnerischen Tag, an dem es einfach nicht
aufhören wollte, in Idar-Oberstein bleiben. Hier die Felsenkirche in Idar-Oberstein:



Der Ort selbst ist mit seinen 10.000 Einwohnern recht überschaubar, einzig die massige
edelsteinlastigen Einzelhandelsketten dort würden mich als Anwohner stören.

Am nächsten Morgen, nach der zweiten Nacht in
Idar-Oberstein weckte uns jedoch eine Frau im anliegenden Häuschen mit der Frage, ob wir
nicht einen Tee trinken wollen. Wir nahmen das Angebot natürlich gerne an, und informierten uns dankend über den nun folgenden Weg, der auf uns zukommt. Das Wetter wurde etwas besser, und endlich konnten wir die wichtigsten Dinge von uns trocknen.

Unser heutiges Tagesziel lautet Birkenfeld. Zwar hat dieser Ort nur etwa 8.000 Einwohner,
dafür ist er aber die Kreisstadt des gesamten Gebietes hier. An dieser originalen
Erlbruch-Kopie musste ich, trotz Regenwetter und nassem Boden, diesen Erinnerungs-Boardslidchen tätigen:


Von hier an folgten wir
wieder den ausgeschilderten Radwegen, in der Hoffnung, das die bergigen Strapazen der
letzten Tage ein Ende haben. Leider machten uns aber ein regnerisches Wetter und ein
ständiger starker Südwest-Wind einen Strich durch die Rechnung.

Wir schafften es bis Nohfelden, und konnten bei dem Sauwetter in dieser Hütte schlafen:



Die Radwege sind trotzdem hügelig, und haben meist einen schwer zu befahrenden Boden.
Steigungen von 8% bis 15% (15% ist das meiste, was ich in allen Landstraßen Deutschlands
überhaupt gefunden habe) haben wir hier gefunden.

Völlig durchnässt mussten wir in Hermeskeil den Joker ziehen und eine Jugendherberge
beanspruchen. Diese war voll, so das wir zum ermässigten Preis (47€ insgesamt für 2
Personen) eine Nacht zu zweit auf einem Einzelzimmer in einem befreundeten Hotel 300 Meter weiter, verbringen konnten. Wir haben hier unsere Wäsche per Waschbecken gewaschen, per Heizung getrocknet, alle Geräte aufgeladen und uns vollkommen körperlich und mental restauriert.

Kurz vorm Hotel gab es dann diesen Backside Bertslide mit ungewolltem, aber stylischem
Wheelie-Abgang an einer Naturtransition, bei der die nicht zu sehende Anfahrt das
schwierigste war:



So konnten wir am nächsten Morgen, nach dem Frühstück inklusive, den Ruwer-Hochwald-Radweg,
der noch im Bau ist, testen. Er beginnt genau in Hermeskeil, und führt dauernd Bergab bis
zum Stadtteil Trier-Ruwer Triers. Obwohl er noch nicht ganz fertig ist (Fertigstellung "2008") ist
dies der definitiv beste Radweg, den ich je gefahren bin. Optimale Beschilderung, stets
perfekter, asphaltierter Boden, eine wunderschönes Panorama. Die gesamten 45 Kilometer
absolvierten wir in unter drei Stunden, und das ohne jede Anstrengung. Das Verhältnis
zu unserer Leistung in den Tagen davor, wo wir uns jeden Kilometer an den Hügeln
erkämpfen müssen, liegt somit irgendwo bei Faktor 10. Hier ein Bild völliger Sinnlosigkeit
und Geldverschwendung:



Hier völlig munter in Trier angekommen, nehme ich mir nun vor, etwas von dem Geld nun wieder
per Musikinstrument einzuspielen. Samstags und Sonntags lässt sich hier sicherlich gut
verdienen. Aufgrund der hügeligen Strecke, die wir absolvierten, sind sämtliche Bremsbacken
völlig herunter gefahren, so das wir trotz dem Trick, die Bremsbacken einmal zu drehen,
kaum noch Bremskraft in den Fahrrädern stecken haben. Da der Trierer Radladen hier am
Samstag um 15:00 geschlossen hat, werden wir Montag früh zuschlagen. 4 Bremspaare
komplett neu, und eins in Reserve.



Das McDonaldser Angebot, eine Stunde am Tag kostenlos ins Internet zu kommen, ist wohl
offensichtlich auch nur auf den September begrenzt gewesen, so das es in Zukunft nur noch
Berichte aus Internet-Cafes oder von Menschen, bei denen wir übernachten, geben wird.

der Herbert in der Höhle:



Und die Elli auf der Brücke:



Mit den 4 Skateboardbildern auf diesem Reisebericht verdient er auch den Tag Rollbrett
In ein paar Tagen geht es dann weiter nach Metz in Frankreich.

Es gibt in Zukunft eine neue Rubrik auf Herberts Weltbild mit dem Titel Ellis Naturbilder.
Hier werden die besten Exemplare der in meinen Augen wirklich guten Schnappschüssse von Elli, veröffentlicht.

Den ersten Teil findet ihr hier unter diesem Reisebericht, viel Spaß damit und
schöne grüße an alle aus Trier!