RB11: Nürnberg, Bayreuth

Zunächst einige generelle Worte. Einige Leute beschweren sich, das das Skateboardfahren in meinen Reiseberichten zu stark hervorgehoben wird. Tatsächlich ist Skaten aber aktuell, neben der Gitarre und Saufen halt meine hauptsächliche Aktivität. Ich bemühe mich aber trotzdem, die Inhalte wieder etwas gleichmäßig zu verteilen.

Am Abend meines Aufenthalts in Neumarkt, bei dem geplant war, die 30 Kilometer bis Nürnberg noch kurz auf mich zu nehmen, wurde meine Tour durch diese blaue Mini Half-Pipe unterbrochen, die von der Bundesstraße aus zu sehen war:



Die Rampe stand direkt an einem Fußballsportvereinshaus, an dem ich sehr nett empfangen wurde und auch Duschen konnte. Ich habe ungeschickterweise direkt in der Mitte der Rampe geschlafen, so das am frühen Morgen, als die Sonne wieder aufging, man mich in meinem Schlafsack von der Bundesstraße aus sehen konnte. Konsequenterweise wurde ich also das mittlerweile vierte mal auf meiner Reise von der Polizei geweckt. Ich setzte meine Reise nach Nürnberg fort.

Ich erreichte wenig später Nürnberg und orientierte mich grob. An dieser Kirche



traf ich einige Punks, die mir den Weg zum neuen Nürnberger Pool am alten Schlachthof erklärten:



Wenige Stunden später kamen sie hinterher und haben mich auf ein Konzert von ihnen eingeladen, das ich mir kostenlos und Backstage hätte am Wochenende anschauen können. Zum Pool muss ich aufgrund des Bildes wohl nicht all zu viele Worte verlieren, es ist halt einfach super spaßig hier herum zu cruisen weil er halt so klein ist. Allerdings hat Nürnberg mir am Abend so schlecht gefallen, das ich meine Reise trotz Zusage einfach fortsetzte. Ich rastete also vor einem Hausvorsprung eines Wohnhauses. Am nächsten Morgen war der fünfte Weckdienst der Polizei fällig. War definitiv diesmal der lustigste Polizist; sie sind immer alle so erstaunt von meiner Expedition...

Genau in der Sekunde als ich also alles gepackt hatte und losrollen wollte, kam noch eine junge Dame aus dem Gebäude, die das ganze für mich mittlerweile zur Routine gewordene Spektakel mit der Polizei beobachtete und mir erstmal eine Tasse Kaffee, ja und sogar einen Duschplatz anbot.

Erstaunlicherweise war ich echt fit und hatte geplant die Tour bis Bayreuth durchzuziehen, das wären etwa 80 bergige(!) Kilometer geworden. An dieser Stelle erstmal ein paar Worte zur Psychologie des tagelangen Landstraße fahrens, es scheint mir durch Gespräche mit einigen meiner Fans angebracht.

Radfahren macht Spaß; aber sobald es zu einer Volltagesbeschäftigung wird, wird es recht anstrengend, den Leistungsdruck, den man sich selbst auferlegt, einzuhalten. Vorallem wenn man auf Landstraßen und Bundesstraßen angewiesen ist, die mitten durchs bergige Süddeutschland führen und man somit eigentlich den ganzen Tag bergauf fährt. Pausen sind hier sehr unangebracht und man pausiert nur alle 10 Kilometer in den Dörfern. Es kommt auch noch dazu das ich halt einfach viel Gepäck mit mir herumtrage, obwohl es schon gehörig dezimiert wurde. Am Berg macht sich trotzdem jedes Gramm bemerkbar. Ich hab mir das ganze aber so ausgesucht, und so werd ich auch die jetzt folgenden Wochen des ewigen Landstraße-Fahrens mit Sicherheit aushalten.

Der Grund, warum ich dies hier nochmal erwähne, ist, damit nicht die Idee in den Köpfen meiner Leser auftaucht, meine Reise wäre purer Spaß. Es steckt durchaus viel Disziplin dahinter, die Landkarte aufzuschlagen, und zu wissen, das man im Durchschnitt nur 15 Kilometer in der Stunde weiter kommt; wenn überhaupt.

Etwa 30 Kilometer vor Bayreuth machte ich aber trotzdem Pause, weil ein Plakat mich scharf auf ein Open Air Festival im Nebenort machte. Auf der Reise dorthin machte mich aber das Geräusch von rollenden Skateboardrollen noch viel schärfer, so das ich mich auf zur Quelle dieses Geräusches machte.

Hier traf ich auf Simon, der eine lokale Micro-Rampe fuhr. Er lud mich ein, mich auf eine Grillparty in der Bayreuther Skate-Halle mitzunehmen, und so packten wir meine Sachen in seinen Firmenwagen:



Also Achtung! Das sind somit die ersten offiziellen 30 Kilometer die ich nicht mit dem Rad absolvierte...

Wir erreichten die alte Schokofabrik in Bayreuth; hier hat sich ein Verein zur Förderung künstlich aktiver Jugendlicher breit gemacht; und hier stehen halt auch ein paar Rampen herum:



Die Grillparty war allerdings genau dann beendet, als wir ankamen. Direkt gegenüber der Halle befindet sich aber dieser (übrigens durch Boardstein vor etwa 2 Jahren intensiv bekannt gemachter) Skatepark:



Hier sagt das Bild auch wieder alles; perfekt geeignet für meine neue Liebe.

Pete, der eigentliche Besitzer der Skate - und Kunsthalle war an diesem Abend allerdings nicht dort, so das ich mich im Piratenschiff am Spielplatz dort schlafen legte. Am nächsten Tag, nach der obligatorischen Warmfahrrunde im Skatepark und der Dusche bei Mcdonalds erkundete ich also Bayreuth.

Wo sonst, ausser hier, kann man sich intensiv und ernsthaft mit Nietzsches vierter Unzeitgemäßer Betrachtung "Richard Wagner in Bayreuth" auseinandersetzen? Jedenfalls ergatterte ich ein Exemplar und versuche mich aktuell, mit dieser Materie auseinander zu setzen. Das Wagner Museum war mir zu teuer, und das Grab vom Richard und der Cosima sah mir zu unpompös aus, als das ich hier ein Bild veröffentlichen würde.

Ich fuhr also instinktiv zurück zu obigen Skatepark und sah, wie der Zufall es mal wieder so wollte, eine Person mit Rad und Anhänger aus der Schokofabrik rausfahren, dessen Aussehen auf die Beschreibung von Pete passte. Ich verfolgte ihn also, und es war tatsächlich Pete. Ich bekam von nun an Narrenfreiheit in der Schokofabrik und würde hier nun mehrere Tage einziehen. Hier einige Impressionen vorab:



Es ist wohl leicht zu erkennen, das man in diesem Jugend-Paradies leicht hängen bleibt; hier kann man Flippern, Billard spielen oder Kickern, kostenlos und nahezu jederzeit. Der Gitarrenspieler auf dem Bild ist Klausmaus; mit ihm spielte ich gerne und oft zusammen Gitarre. Auch mit Pete, der hier gerade für kleine Münze (er hätte es auch kostenlos gemacht...) meinen Anhänger repariert, noch bevor er mir einen richtigen schiebbaren Deckel gebaut hat, versteh ich mich prächtig:



An dieser Stelle ist der Hänger halt gebrochen, und seit München bin ich mit einem improvisierten McDonalds-Türgriff, den ich einfach mit Kabelbindern an dieser Ecke festmachte, unterwegs gewesen. Jetzt ist das ganze mit der Stahlstrebe verstärkt und somit erstmal unzerstörbar. Der Deckel macht ebenfalls einen guten, diebstahlsicheren Eindruck.

Am gleichen Abend, an dem ich Pete kennenlernte, fuhr ich mit ihm noch zu einer Hippie-Party etwa 15 Kilometer abseits; hier hab ich seit langen mal wieder Knorkator gehört, das tat mir sehr gut. Wir fuhren mit Flo zurück zur Halle und ich verbrachte meine erste Nacht hier.

Die Tage darauf verliefen eigentlich immer gleich. Halle skaten, Gitarre spielen, einfach Leben. Zufällig haben die jugendlichen auch noch die Genehmigung für einen Dirtbike-Park bekommen, der nun von den jugendlichen parallel gebaut wird:



Wenige Tage später kam nun also auch Simon erneut zur Skate-Halle und wir rippten ne geile Session (hab leider nur eins vom Simon beim Hammer frontside Desaster, und das seltsame ist ein Noseblunt indy grab):



Aktuell befinde ich mich bei Dani (schönen Gruß), bei der ich temporär sowohl Bade, Schlafplatz und Internetzugang habe; heute Abend gibts vielleicht noch ein Festival hier in der nähe und Morgen muss ich zusehen, dass, wenn das Wetter mitspielt, ich mich überwinde, und die Schokofabrik verlasse. Hof, Plauen und Weimar sind meine nächsten Ziele. Bis dahin...

Buddha in der Schokofabrik

4 Kommentare:

  1. junge!!!!!1ich vermiss dich man..........wenn du wieder da bist......AAALTER...ich sag nur BULLSHIT,GITARRE,WEINBRAND,MOSH.........komm schnell wieder..in ewiger treue ---dein matthias schlüter

    AntwortenLöschen
  2. hi matze

    noch fast 2 monate musst du durchstehen dann hab ichs geschafft! und dann bin ich wieder daheim. und auch dann realisier ich erstmal, wo ich war!

    so, wünsch mir energie für die kilometerlange landstraße die ich jetzt jeden tag richtung berlin vor hab...

    der Helge

    AntwortenLöschen
  3. Hi!

    ich bins Alex, Zivi im Ellis gewesen.
    Hab schon ein paar mal gepostet unter meinem nick Robby_Coc.
    Viel Glück und Spaß weiterhin.
    Zolle hohen Respekt.

    AntwortenLöschen
  4. Hi,
    war ein schoener abend in der schoko..hat mir gefallen mit dir zu chillen. Bin zufaellig auf deine zeite gekommen, hab nur mal schoko eingegeben...wennst dich an mich erinnerst...Pete's alte bekannte...kannst mir ja mal schreiben barbara.siebert591@hotmail.com

    AntwortenLöschen