Warum Pygmalion nicht imitiert werden kann

Goethe drückt in seinem Gedicht "Pygmalion" die Unsinnigkeit des Toren Pygmalion aus, der sich mithilfe seiner künstlerischen Begabung sein Weib, und damit seine Liebe, nach seinem Bilde schafft. Die tatsächliche Unsinnigkeit dieses Gleichnisses liegt aber nicht in der praktischen Unmöglichkeit, sondern in der theoretischen Zwecklosigkeit eines solchen Unterfangens.

Es ist nämlich gerade das persönliche, individuelle, das in einer geschlechtlichen Beziehung zweier Personen untereinander erst die Liebe entstehen lässt; eine Beziehung zu einer starren, undynamischen und also stets eintönigen Person kann niemals eine Liebe hervorbringen. Der Liebe fehlt hier das Material, mit der sie sich legitimieren könnte; und ein jeder der behauptet, in Liebe mit einer solchen Person zu sein, hat die Liebe nicht verstanden.

So ist es für keine nach Erfüllung strebende Person möglich, sich damit zur Ruhe zu setzen, das sie seine seitens der Natur angezwungene Pflicht, die Befriedigung ihres Geschlechtstriebes eifrig erfüllt; dies ist eher nur eine Bekämpfung des Symptoms. Ganz im Gegenteil; die wahre Methode
zur Ausgeglichenheit, und damit zur Glücksäligkeit, ist die Konzentration auf das Auslassen der trieblichen Energien auf den bestkompatibelsten Menschen, der für seine aktuelle Lebenslage anzuraten wäre.

Dieses Prinzip widerspricht dem Ideal christlicher Ehe, da dieses die Bindung zweier Lebenspartner auf maximaler Zeit rät. Ich hingegen Rate die Bindung auf die nötigste Zeit. Es sind keine Lehrer und keine Studien vorhanden, es gibt keine Richtlinien, welche Zeit notwendig ist. Als Maß nehme man vielleicht die Maxime, das es für beide beteiligten solange nötig ist, die Beziehung aufrecht zu erhalten, wie beide noch von ihr Profitieren.

Die Festlegung darauf, das es nur zwei Partner geben kann, die in einer Liebesbeziehung zueinander tätig sind, gibt uns die Natur: Sie ist der Spiegel der zwei Geschlechter, die uns gegeben sind. Aus eigener Erfahrung ist eine Liebesbeziehung mit mehreren als zwei Personen nicht möglich; und es liegt hier nicht einmal an Affektionen wie Eifersucht oder dem Gefühl der Benachteiligung, sondern an der intuitiven Erkenntnis, das die tatsächlich liebhafte Geschlechtsbefriedigung nur mit einer Variante seines Gegenübers stattfinden kann, die sich zur Zweisamkeit ergänzen.

3 Kommentare:

  1. Wie hast du Pygmalion verstanden: Dass er eine Frau nach seinem Bilde, daher nach seinen Vorstellungen entwirft, oder dass er eine Kopie von sich mit anderem Geschlecht erstellt ?
    Bei letzterem verstehe ich die Motivation deines Textes, bei ersterem (logischen) nicht.
    Denn der Entwurf ist ja -abstrahiert von der Statue- nicht notwendig starr.

    AntwortenLöschen
  2. Ich meine erstere Variante. Und ich finde das mein Text mit ersterer auch Sinn macht. Würde er nur eine Kopie seiner selbst im anderen Geschlecht erzeugen, würde er, glaube ich, nicht seine Ergänzung in der Statue finden, sondern nur alles das, was ihn maximal abstösst.

    Und eine Statue finde ich, ist ziemlich starr. Oder wie meintest du das?

    AntwortenLöschen
  3. Ich möchte nicht das hier über mich geschrieben wird. Ich hab auch eine Privatsphäre !

    Hochachtungsvoll,

    euer Pygi

    AntwortenLöschen