Schopenhauers Philosophie: Verstand und Vernunft

In Schopenhauers Philosophie ist die anschauliche Erkenntnis die Fähigkeit des Intellekts, Ursache und Wirkung intuitiv zu erkennen. Er bezeichnet diese Fähigkeit des Menschens als Verstand. Ferner hat der Mensch die Möglichkeit, durch Abstraktion mithilfe von Begriffen eine vollkommen andere Form der Anschauung zu konstruieren, nämlich durch die Sammlung von anschaulich Erkannten Phänomenen und der Verknüpfung dieser durch sprachliche Gesetze miteinander. Dies nennt er Vernunft.

Der reine Verstand, also das, was unmittelbar die kausale Gesetzmäßigkeit der Abläufe in der Natur erkennt, ist somit eminent wichtig für sein Prinzip der "Welt als Vorstellung" - er sorgt dafür, das wir uns eine Vorstellung, also eine Konstruktion, der Beschaffenheit von Raum und Zeit, von Materie, und von kausalen Gesetzmäßigkeiten machen können.

Nun ist zusätzlich, aus welchen Gründen auch immer es geschehen sein mag(über diese Frage werden sich Evolutionsbiologen noch Ewigkeiten die Köpfe zerbrechen), die Vernunft dazu getreten. Ein erkennendes Wesen, ein Subjekt, ist nun nicht mehr seine Lebzeit über in der Erkenntnis der kausalen Kette gefangen, an der er blind vom Willen getrieben entlanghangelt, sondern hat die Möglichkeit zu abstrahieren. Das ist zunächst die Benennung von unterschiedlichen Phänomenen und die Beschränkung auf die wesentlichen Eigenschaften dieser. In Kants Sprache könnten wir von einer Analyse sprechen. Weiterhin ist es nun möglich, zu verknüpfen, zu synthetisieren, zu experimentieren. Er überblickt nun nicht mehr nur das unmittelbar anschaulich erkannte, sondern hat eine Vorstellung der Vergangenheit, - das ist: er kann über bereits zur Erfahrung gemachte Phänomene im Gedächnis abstrahieren. Ausserdem überblickt er seine gesamte Lebzeit als ganzes, kann dadurch seinen individuellen Charakter formen, und seine Position dem Leben gegenüber redlich darstellen. Er verlor damit die "göttliche Unschuld", um theologisch zu reden.

Soweit stehen dem Menschen also die Intuition und die Reflexion, das eine a priori, das andere a posteriori gegeben, zur Verfügung, seine Handlungen und Taten zu koordinieren. Noch etwas aussen vor steht der Instinkt, den Schopenhauer aber mit leichten Variationen ausnahmlos der Intuition zurechnet.

Das nächste Mal schreibe ich meine Gedanken bzw. meine Interpretation über Schopenhauers Idee des Willens als Ding an sich auf, bei dem ich von vorne herein nur so viel verrate, als das ich seiner Ansicht hier sehr skeptisch bin, und mich endlich mal kritisch, und nicht nur befürwortend mit ihm Auseinadersetze. Bis es dann später an die Kritik seiner komplett pessimistischen Moralphilosophie geht. Bis dahin.

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