Das Leben als ästhetisches Phänomen

"Jeder ist für sich der Träger der Welt; die Welt ist nur für mich vorhanden; Ich bin der einzige, dessen Subjektivität ich mir Gewiss sein kann; ohne Objekt kein Subjekt und vice versa", oder gar "Ich denke, also bin ich", sind sämtlich die Auswüchse einer Transzendental-Philosophie, einer Metaphysik, die vor Naivität so überladen ist, das sie, ähnlich wie die höhere Mathematik, den Bezug zur praktischen Realität, verloren hat. Genau so wenig, wie der gegenwärtige Stand des menschlichen Geistes für höhere Mathematik geschaffen ist, ist er es für die Metaphysik. Das, was man als metaphysisches Bedürfnis des Menschen betitelt, und bisher ohnehin direkt von einer Religion oder Moral besänftigt wurde, war nur das Aushängeschild der Legitimation menschlicher Taten. Eine Kultur, die auf solchen Vorraussetzungen aufbaut, ist somit prädestiniert für den Nihilismus; denn keine Religion oder Moral liess sich bisher für die Ewigkeit in die Idee des Menschen einverleiben. Die große Verantwortung, ja das Verantwortungs-Bewusstsein ist in der geistigen Elite, den heutigen Philosophen, minimiert, weil der Mensch nicht mit dem Gefühl, dass das Leben ein ästhetisches Phänomen sei, geboren wird. Jüngste wissenschaftliche Fortschritte, kategorisiert unter den Titel "Technologie", könnten den Menschen dieses Bewusstsein in nächster Zukunft doch wenigstens Ansatzweise einverleiben. Denn so, und nicht anders, zeigt es sich in unserem Informations-Zeitalter.

Die Kultur geht weg vom Symbol und Götze zu Zahl und Information.

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