Achtung: Der Gedanke dieses Textes wird vollkommen verfälscht dargestellt. Dank Odal bin ich darauf gekommen, das ich den Gedanken in Kürze völlig anders formulieren werde, siehe die Kommentare. Somit distanziere ich mich von diesem voreilig geschriebenen Text, danke
Das Phänomen der Moral, als reglementierendes Gesamtwerk von Kulturen, Nationen, Religionen oder Ideologien ist immer nur eine Konsequenz, ein Rechenergebnis eines grundsätzlich waltenden Instinkts von Gruppierungen. Erstaunlicherweise geht der Trend dahin, den Weg umzukehren, und erst eine Moral zu begründen und zu legitimieren, um auf diesem Fundament dann die Kultur, oder die Glaubensrichtung, erwachsen zu lassen. Zumindest wird dieser Schein in den Moral-hinterfragenden Geistern erzeugt, der sich unsere Bildungsanstalten und Glaubensgemeinschaften anschaut.
Um seinen Blick frei von aller Moral zu machen, ist es wichtig, sich zunächst die tatsächliche Anatomie der Moral zu verinnerlichen. Es ist immer erst der ahnungslos handelnde Mensch, dann die Erfahrung, und zum Schluss die Moral, die das Licht der Welt erblicken. Wäre die Moral zuerst, durch einen Wunder-Ursprung, wie es beispielsweise die Christen oder Juden, aber auch politische Institutionen, die sich auf dieses Gedankengut stützen, annehmen, auf der Welt, dann hätte Sie sich also nie entwickelt, und würde als fehlerfreies, reines Gebot über dem menschlichen Geschehen auf dem Erdball walten.
Es zeigt sich, das eine Menschenvereinigung, die fanatisch an einen Wunder-Ursprung glaubt, auch gleich härter bemüht ist, ihre Mitglieder an ihre Moralvorstellung zu binden. Beispiele hierfür sind alle Formen von orthodoxen Religionen, oder der Islam.
Tatsächlich ist das europäische Moralgebäude, das sich seinen Wurzeln, seinem Ursprung, seinem Geiste, von Generation zu Generation weiter entfernt, längst alles andere als fanatisch. Die Moral wurde Institutionalisiert. Europa ist keine Moral, sondern Politik. Ein Glaube an die Moral existiert nicht mehr; die Möglichkeit des Unglaubens an die Moral wird den Bürgern der europäischen Kultur nur genommen.
Ich gebe ein Beispiel.
Der einzige Verdienst, dem ich der christlichen Moral anerkennen möchte, ist, das sie es geschafft hat, das wütende Raubtier aus dem Menschen zu nehmen, und ihn zu zähmen. Erst, seitdem der Mensch zahm geworden ist, konnte er überhaupt über solche Konzepte wie der Gerechtigkeit, der Wirtschaft oder der politischen Macht sinnieren. Zuallerletzt ist es ihm gelungen, die Moral an sich philosophisch zu betrachten. Wenn heute noch "moderne" Christen von Nächstenliebe oder der ewigen göttlichen Gerechtigkeit schwärmen, so sind es verliebte Überbleibsel des christlichen Gemeinschaftsgefühls, das nunmal auf recht fanatische Weise ihren moralischen Wunder-Ursprung annahm. Der grundwaltende Instinkt war ihre Liebe zum friedlichen beieinandersein.
Der Abbau dieses christlichen, aber auch allen anderen Kulturgebäuden geschieht automatisch durch die Vermischung aller moralischen Werte, wie es in unserem "Informations"-Zeitalter geschieht. Dieser nihilistische Zustand der Kultur hat also keinen Glaubensmangel, sondern einen Glaubensüberfluss, eine Flut an potenziellen Werten und Idolen, zur Ursache. So wird die Moral zur Konsequenz und Ursache zugleich. Sie ist damit, ähnlich wie das kapitalistische Finanzsystem, eine immer wieder neu explodierende Seifenblase, die eine Vernichtung aller in ihr aktuell wirkenden Werte zur Folge hat.
Der sich von einer Moral unabhängig machende ist damit demjenigen zu vergleichen, der sich finanziell unabhängig macht, und sich selbst versorgt. Vorraussetzung dafür ist es, stark genug zu sein, um das, was die Moral - oder das Finanzsystem - bietet, aus sich selbst schaffen zu können. Denn so, wie die Integration in das Finanzsystem leicht vor Hunger schützt, und Sicherheit schafft, so schützt die Moral vor der Grausamkeit und dem eigenen Raubtier. Erst der sich selbst versorgende - und selbst zähmende Mensch, hat ein Recht dazu, der Moral zu entsagen.