Ich kann es mir nicht verkneifen, folgenden Bericht über die Situation an meiner aktuellen Zivildienststelle, dem St. Elisabeth-Krankenhaus in Herten auf der Schloßstraße 12, zu veröffentlichen; wohl bewusst, das diese Form der sozialen Bauten wahrscheinlich hunderte Male in Deutschland vorhanden sind.
Auf dieser besagten Schloßstraße befindet sich, wenn man von der einzigen Einmündung in diese Straße kommt, zunächst eine Musikschule. Ziemlich neutral und unabhängig.
Folgt man der Straße etwa 150 Meter, folgt ein Schwesternwohnheim für ältere Nonnen, sowie für leichte Pflegefälle, die jedoch selbstständig Leben können.
Nun folgt eine Krankenschwesterpflegeschule, hier sind durch getrennte Fenster drei Schulklassen zu sehen, hauptsächlich jugendliche Schüler zwischen 18 und 23 Jahren, würde ich schätzen, kommen hier täglich hin um an ihrem Unterricht teilzunehmen.
Das nächste Gebäude ist ein Kindergarten; hier bringen Eltern ihre Kinder früh Morgens hin und holen sie Nachmittags wieder ab. Durch einen Zaun ist der kleine Spielplatz, die Schaukeln und der Sandkasten von der Straße getrennt; der Zugang ist nur über ein Törchen möglich.
Anschliessend folgt ein Gebäude für schwere Pflegefälle. Durch die Scheiben von aussen gut sichtbar ist ein großer Raum, in dem ungetrennte Betten stehen, mit alten Menschen, die sich nicht mehr aus diesem Bett erheben können. Über jedem Bett hängt ein Fernseher, auf dem die wichtigen Sender empfangen werden können. Das ist natürlich unheimlich wichtig, um diesen Menschen einen Lebenssinn zu geben. Drei Pflegerinnen habe ich gesichtet, die dort ständig überprüfen ob mit den in etwa zehn Patienten alles stimmt.
Zuletzt folgt die Auffahrt für Krankenwagen, an denen im Durchschnitt 2 mal am Tag der Krankenwagen mit Blaulicht vorbeirast.
Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein riesiger Parkplatz, an dem ständig, rund um die Uhr, eine Schlacht um den nächsten freien Parkplatz stattfindet.
Ich erinnere mich noch deutlich an einige Schlüsselpunkte meiner Kindergartenzeit, und bin mir auch im klaren, das ich zum großen Teil dadurch geprägt wurde. Ein Kind, das in diesem Kindergarten aufwächst, bekommt so viele verschiedene Reize und Strömungen mit, das es sich nicht nur frühreif verstört entwickelt, sondern auch direkt in die Schablone der anliegenden Jugendlichen gepresst wird. Diese Schablone ist nämlich klischeerfüllender, wie man es sich kaum vorstellen kann; um nur ein Beispiel zu nennen... Da ich für die Leerung der Mülleimer zuständig bin, weiß ich, das dort in 2 Tagen in etwa 12 Zigarettenschachteln vernichtet werden.
Wirft eines dieser Kinder vielleicht mal einen Blick in das anliegende Pflegezentrum für schwere Fälle, was vielleicht aufgrund der geringen Körperhöhe und der noch geminderten Auffassungsgabe unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist, so bietet sich hier, so finde ich, ein angsterfüllender Eindruck, der mich Panisch verunsichern würde. Wie indoktriniert gesellschaftlich muss ich sein, um eines meiner Kinder in einen solchen Kindergarten zu schicken?
Da so ein Krankenwagen mit Blaulicht durchaus laute Töne von sich gibt, gerade dann, wenn man nur eine Entfernung von etwa 20 Metern zu dem Gefährt hat, verunruhigt die Kinder wohl noch zusätzlich.
Welche Ökonomischen Vorteile eine solche Bündelung von sozialen Schichten bringen soll, - denn das ist das läufige Argument für diese Anordnung von Institutionen - ist mir schleierhaft; vielleicht kann mir einer meiner Leser von Herberts Weltbild weiterhelfen?
Worauf willst du genau hinaus?
AntwortenLöschenDas Pflegezentrum ist sicherlich nicht optimal, neben dem Kindergarten.
Und das Blaulicht, meinst du, das traumatisiert die Kinder?
Ich weiß jetzt nicht genau wie ich dir helfen kann.
Dicht beieinander sind solche Einrichtungen übrigens oft, weil sie von der selben Institution betrieben werden: der Kirche.
Wenn nur das Wohl der Kinder ins Auge gefasst wird, glaube ich -ohne das benannte Areal je betreten zu haben-, dass Traumatisierungen durch den Standort des Kindergartens Ausnahmefälle darstllen. Bedenklicher ist definitiv das Elternhaus, im doppelten Wortsinne zu verstehen.
AntwortenLöschenZum Blaulicht: aus eigener Beobachtung weiß ich, dass dies auf mental stabile Kinder eher faszinierend als angsteinflößend wirkt.
Zum Pflegeheim: Gesetzt ein dem Alter der Kinder nach überdurchschnittliches Reflexionsvermögen, das, wie du bereits erwähntest, tendenziell eher unwahrscheinlich ist, sehe ich hier eher eine positive Konsequenz: Bewusstsein über die eigene Sterblichkeit und ein fast existenzialistischer Fingerzeig auf die Eigenverantwortlichkeit seines Lebens...
Was wäre für dich der ideale Standort für einen Kindergarten? Gibt es diesen überhaupt? Und wäre es gerechtfertigt ihn zu wählen, obwohl er nur unzureichenden Alltagsbezug hätte (da ja optimal, nicht durchschnittlich lebensnah)?
"[...] von der selben Institution betrieben werden: der Kirche."
AntwortenLöschenIn der Tat, das werden Sie.
"[...] Elternhaus, im doppelten Wortsinne zu verstehen. "
Doppelter Wortsinn??
Zu der Behauptung, ein so früher Kontakt mit dem Tode wäre förderlich: Wenn man schon so stoische und mythologisch/kosmologische Lehrpläne so früh in dem Weg eines heranwachsenden Menschen legt, dann sollte es durchgehen geschehen, kritisch und realistisch so weit es geht. Ich gebe dir vollkommen recht, eine solche frühe Konfrontation mit diesen Dingen wären erstrebenswert - aber einige Träumereien und vorallem Einbildungen werden in der üblichen Schulbildung höher präferiert, aus traurigen aber wohl bekannten Gründen. Da sehe ich Institutionen wie Waldorf-Schulen (über dessen Existenz ich mich immer wieder wundere) schon gerechtfertigter.
Der optimale Platz für einen Kindergarten? Nirgendswo! Kindergarten abschaffen. Das Elternhaus sollte Kindergarten werden, und Jugendgarten und im allgemeinen Lebensgarten überhaupt, wenn man schon auf seßhaftigkeit steht.