Die ursprüngliche Definition des Schlaraffenlandes, in der es als ein "Ort der Faulheit, des Überflusses und des exzessiven Konsums" dargestellt wird, verfälscht einen fundamentalen Aspekt des menschlichen Bildes. Sind die Konstanten Faulheit und Überfluss gegeben, muss daraus nämlich nicht natürlich/zwangsläufig der (exzessive) Konsum folgen. Würden die menschlichen psychologischen Charakteristika des Geizes, der Profitgier und der Konkurrenz untereinander nicht als eine Ursache für das Entstehen aristokratischer, monetärer, kapitalistischer und elitärer Systeme, die es blockieren, daß die Utopie einer vernünftigen, nachhaltigen Ökologie realisiert werden würde, sein, wäre der Überfluss, inklusive der Verteilung, an seinsnotwendigen Resourcen, wie Obdach, Nahrung, Kleidung oder, in nächster Potenz, Kultur für soweit alle Menschen nämlich gegeben. Unter dieser Ökonomisch neuen Perspektive ist es also angebracht, das Bild des Menschens zu korrigieren.
Dass die Konstante des (exzessiven) Konsums im derzeitigen kollektiven Menschenbild aus dem durch das dem Industriezeitalter folgende Informationszeitalter synthetisch produziert wird, ist das Ergebnis dieses interessanten, gelungenen Projekts seitens des Geistes der Epoche, ist aber nicht mehr notwendig. Die Industrie schaffte die materiellen Vorraussetzungen, den konsumierenden Menschen mitsamt seiner gesellschaftlich/ökonomischen Garderobe systematisch massenhaft zu erzeugen. Das weitaus feinere, folgende Zeitalter der Informationsverarbeitung hat nun zwei Effekte verursacht. Erstens wurde, logischerweise, das frühere Zeitalter reflektiert, und die ethisch/soziale Wertetafel, die das Zeitalter herausbrachte, konnte das erste mal öffentlich kritisiert werden. Sodann eröffnete dann zweitens diese Kritik die Horizonte für ausschweifende Utopien, wie zukünftige Generationen sozial interagieren werden.
Es wird hier deutlich, daß das epochenübergreifende christliche, islamistische, jüdische, buddhistische, oder auch fast allen anderen Religionen anhaftende Ziel der globalen Ökumene in seinem ersten Anlauf mit dem Industriezeitalter impulsant, und mit viel Wut, Schmerz, Krieg und Zerstörung, Diskriminierung und Klassensystemen gescheitert ist. Die nun auf diesen Trümmern aufbauenden und folgenden Theorien, wie es weitergehen soll, um nur die philosophische Figur Zarathustra von Friedrich Nietzsche, die amerikanische Zeitgeist-Bewegung oder Oekonux zu nennen, können nur infolge der Reflektion und dem Paradigmenwechsel des Informationszeitalters im Angebot stehen *1.
Dass der deutsche Bundestag die nun populär (1, 2, und 3) werdende Petition für das Bedingungslose Grundeinkommen von Susanne Wiest mit einer üblich guten Rhetorik ablehnen wird, ist die eine Seite der Medaille. Das der Konsummensch per Definition nicht für das Schlaraffenland bestimmt ist, da jegliche autonome Verhaltensweisen oder Selbstdefinierungsfähigkeiten fehlen, ist die andere Seite, die dieses übrigens schon seit über hundert Jahren bestehende theoretische Konzept scheitern lassen wird.
*1 Dass der Zarathustra weitaus früher erschien, als das Informationszeitalter auch nur in Sichtweite lag, liegt nur an der Genialität des Autors. Wie es aussieht, gibt dieses Werk auch für die folgenden Epochen eine Vorschau.
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