Eine der besten Ideen für Fahrradtouristen ist die Fahrrad-Garage, in der man für nur 1€
pro Fahrrad sein Fahrrad abstellen kann, während man die Touristenattraktionen besichtigt.
Trier hat eine solche Garage direkt am Porta Nigra, dem schwarzen Tor, zu bieten:
So konnten wir also ungestört Trier begutachten. Desweiteren ist es eine Leichtigkeit
gewesen, hier Strom zu bekommen, so das wir alles dokumentieren konnten.
Bei Karstadt bekam ich, als ich für 55 cent einen Briefumschlag gekauft hatte, einen
ganzen Gartenzwerg mit Malfarbe geschenkt. Wir tauften ihn Flo:
Elli hat ihn angemalt, und im nächsten Bericht seht ihr dann, wie er aussieht.
Wir kehrten am 06. Oktober Trier den Rücken zu, und fuhren sehr bequem den Mosel-Radweg
Richtung Dreiländer-Eck. Auch Luxemburg grenzt hier an, und von der
deutschen Mosel-Seite entdeckten wir die erste ausländische Mini-Rampe. Also fuhren
wir herüber nach Luxemburg in die Stadt Grevenmacher. Eine sehr dünne, hohe, aber sehr
gute Mini-Rampe überraschte uns hier.
Nach der ersten, freundlichen Konfrontation mit der Polizei auf dem Rückweg in die
deutsche Zone fuhren wir zu unserem nächsten Schlafplatz.
Nach einer lauten Nacht, in der uns viel Güterzugverkehr am schlafen hinderte, fuhren wir
weiter und schafften es über die französische Grenze bis in die erste Stadt Thionville im
Region Lothringen (franz. "Lorraine").
Wir dachten erst, dies sei ein kleines Dörfchen, doch als wir das erste mal von der
Moselpromenade heraufkamen, erblickten wir bereits einen riesigen Kreisverkehr. Wir
standen mitten im Zentrum einer großen Stadt. Wie sich auch in den späteren Beobachtungen
zeigen wird, bevorzugt Frankreich den Einsatz von Kreisverkehren gegenüber Ampeln.
Ähnlich wie auch in Holland wird damit sowohl der Fußgänger, Fahrrad - und Autoverkehr
in ständiger Bewegung gehalten. Es ist also für jeden Verkehrsteilnehmer ein Vorteil.
Der einzige Nachteil von Kreisverkehren, das sie so viel Platz wegnehmen, wird in
Frankreich dadurch entschärft, das sie die Mitte des Kreises immer sehr
eindrucksvoll schmücken, sei es durch Brunnen, Statuen oder anderen kreativen Ideen.
Die Damen am Touristen-Informationspunkt empfohlen uns, die Landstraße in Richtung Metz
zu nehmen, da man entlang der Mosel weder mit dem Rad noch mit dem Auto weiter kommt.
Diesen Rat befolgten wir erst am nächsten Tag und suchten uns
einen Schlafplatz an diesem kleinen Wasserfall:
Die Landstraße, die uns nach Metz führte, zeigte uns, das Frankreich eine vollkommen
andere Struktur aufzuweisen hat, als es in Deutschland üblich ist. Während wir eine
zentrale Anordnung der Städte haben, hat Frankreich einen nahtlosen Übergang zwischen
den Städten. Es ist also eher wie im Ruhrgebiet, wo eine Stadt an die andere grenzt.
Auch, das es hier sowohl Aldi, wie auch Lidl gibt, allerdings, so weit wir es bis jetzt
sagen können, seltener als in Deutschland, beruhigte uns auf der Reise Richtung Metz.
Pfand gibt es hier übrigens noch überhaupt keinen. Interessanterweise spiegelt sich das
auch an dem Bild, das Müllhalden bieten, wieder. Auch Getränkedosen sind hier noch immer
sehr aktuell, genau so, wie es auch bei uns in Deutschland vor dem Pfandsystem noch
ausgesehen hatte.
Zwar scheint man hier in Frankreich von Concrete-Rudolph Rampen erlöst zu sein, aber
diese Kackrampen, die die Ehre haben, die ersten französischen unserer Reise zu sein,
konnte ich leider nur mit einem Nosewheelie beglücken:
Nach einer mittelanstrengenden Tagestour erreichten wir Nachmittags Metz. Uns sprach ein
Penner an, den wir aufgrund der Sprachdifferenz schnell ignorierten. Der Kernpunkt
dieser Stadt macht sicherlich die Kathedrale St. Etienne aus:
Obwohl er nur etwa halb so groß ist, muss ich, wie auch Elli sagen, das der Bahnhof
schöner als der in Leipzig ist:
Abends suchten wir obligatorischerweise unseren Schlafplatz, und fanden einen optimal
gelegenen unter einer Brücke. Bis auf den wirklich erbärmlichen Gestank ist dies der
optimale Schlafplatz für die nächsten drei Nächte.
Auch den Ratten gefiel der Schlafplatz. Sie hatten hier ohne Ende Auslauf. Hier sehen
wir Laila, die ganz von alleine über einen dünnen Steg balancierte, und frei auf der
kleinen Insel herumlief:
Und ein Portrait von den beiden:
Nachts haben noch irgendwelche besoffenen Franzosen Flaschen von der Brücke herunter
geworfen, unser Zelt aber nicht getroffen. Wir vermuten, das die Flaschen nicht absichtlich,
sondern nur zufällig geworfen wurden, und ebenso zufällig uns auch nicht trafen.
Am Touristeninformationspunkt holten wir uns Karten, an denen die Sehenswürdigkeiten von
Metz anhand von Routen skizziert ist. Unser Plan, an unserem ersten Aufenthaltstag in Metz
ein paar dieser Routen entlang zu gehen, wurde allerdings verhindert. Denn schnell
stellte sich am morgen heraus, das mein Durchfall, den ich hatte, nur der Anfang einer Magen-Darm
Infektion ist, die mich den ganzen Tag über daran hinderte, überhaupt irgendwas zu machen.
Ich schlief also viel, erbrach, und spürte, wie es Abends dann besser wurde. Nach diesem
Tag voller Nichts-Tun und Französisch per Wörterbuch lernen, konnten wir uns dann am
Folgetag Metz anschauen.
An einer Kirche bot uns ein deutsch sprechender Mann, der sich für unsere Reise interessierte,
an, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Das Angebot nahmen wir zwar nicht an, aber es war
angenehm, mal wieder eine deutsche Stimme zu hören.
Am dritten Tag reisten wir aus Metz ab, und am frühen Morgen machte sich bereits bei
Elli die ähnliche Übelkeit wie einst bei mir bemerkbar. Wir fuhren einige Kilometer
aus dem Zentrum heraus, und merkten dann, das Sie in wenigen Minuten das gleiche
Schicksal wie ich erleiden wird. Also haben wir uns schnell eine schöne Wiese gesucht,
und hier ebenfalls den ganzen Tag verbracht, so das sie genesen konnte. Unsere Ratten haben
es sich währenddessen in einem Gebüsch bequem gemacht, und als wir dann zur Abendstunde
abgereist sind, um noch bei etwas Licht einen Schlafplatz zu finden, hatten wir Schwierigkeiten,
die beiden wieder herauszupflücken. Vorallem Laila will, wenn sie einmal Auslauf hat, gar
nicht mehr zurück - und das trotz mehreren Stunden pro Tag.
Weiter Weg nach Verdun...
Wir schliefen in der nähe von einem Friedhof - und dieser Schlafplatz war tatsächlich unheimlich.
Bis heute frag ich mich, wo die verlorene Socke nur hin ist? Sehr früh fuhren wir weiter, doch
Elli war verständlicherweise noch sehr geschwächt. Die bergige Strecke bis zum nächsten Ort,
Verdun, haben wir beide nur mit sehr viel Mühe geschafft. Nach 60 Kilometern haben wir uns
dann entschieden, nur bis kurz vor dem Verdun´er Zentrum zu fahren, hier bei Cora, einer
Französischen Supermarktkette einzukaufen, und uns dann schlafen zu legen.
Die französische Firma Decathlon, die ich ja schon aus Herne kannte, produziert einfach
geniale 2-Sekunden Zelte. In der Filiale Verdun informierten wir uns über ein 2-Mann Zelt,
da wir darüber spekulieren, uns im Winter ein solches zuzulegen. Momentan schlafen wir
nämlich zu zweit im engen ein-Mann Zelt, inklusive Ausrüstung. Ich entschied mich damals
deswegen für die kleine Variante, da wir ohnehin nur zum schlafen das Zelt nutzen, und
uns tagsüber draussen bewegen. Da es es aber auch jetzt schon teilweise eine Temperatur von
6°C morgens haben, könnte es sein, das wir im Winter etwas mehr Zeit im Zelt verbringen. Da
wäre dann ein 2-Personen Zelt schon nötig.
Die Lösung fanden wir schnell: Es gibt ein 1,5 Personen Zelt - also genau unseres, aber ein
paar Zentimeter breiter. Entweder wir entscheiden uns dafür, oder für die große Variante. Mit
einem Preis von maximal 36€ ist es auch definitiv machbar. Ich schätze mal, in Paris wird es dann
so weit sein, das wir unser jetziges Ein-Personen Zelt, das schon anfängt, von nicht entfernbarem
Schimmel befallen zu sein, zu beerdigen.
An der Maas-Promenade fand ich einen Skater. Wie 90% der Menschen hier, sprach auch dieser
kein Englisch, so das wir uns stillschweigend gegenseitig anskateten. Einige Freunde von
ihm, die später dazukamen, fischten aus der Maas ein uraltes, schrottiges Skateboard heraus.
Sie brachen es durch, uns liessen es zurück. Da ich momentan richtig Lust habe, mal wieder
normal-Street zu fahren, habe ich mir die von Moos durchwachsenen Rollen vom Brett abgeschraubt,
abgeschabt, und an Johannes montiert. Zusätzlich habe ich die Riser-Pads und die Rails
abgeschraubt, so das ich ab jetzt mit einem klassischem etwa 52mm-Rollen New School Board
unterwegs bin. Das Equipment wird natürlich aufgehoben.
Am Touristeninfopunkt informierten wir uns über die Schlacht von Verdun. Dieser Stadt
merkt man ihre Geschichte richtig an; an jeder Ecke gibt es Statuen und Skulpturen, die
an die Schlacht erinnern:
Zusätzlich besorgten wir uns eine Karte von Paris, denn in nur noch 240 mittelbergigen
Kilometern werden wir die französische Hauptstadt erreichen. Wir haben von Verdun aber
noch nicht genug, und so fuhren wir zurück zum Supermarkt, um uns ein paar Bier zu holen
und Verdun Abends zu besichtigen. Auf dem Rückweg vom Supermarkt zum Zentrum dachte ich,
vom weiten eine Mini-Rampe zu sichtigen. Es stellte sich aber nur als Rutsche heraus, und
wir kochten an diesem Spielplatz unser Mittagessen. Als wir gerade fertig waren, und
gepokert hatten, geschah etwas, das mal wieder meinen persönlichen Rekord übertraf:
Eine etwa 40 jährige französische Frau sprach uns an. Als wir klarstellten, das wir kein
Französisch sprächen, sondern nur Deutsch und Englisch, erklärte sie uns mithilfe der
wenigen Englisch-Brocken, die sie beherrscht, das sie Heute Abend nach Bar-le-Duc fahren
würde, und ihre Wohnung doch für uns freistehen würde. Den Schlüssel würde sie uns direkt
geben, ich solle doch nur eben kurz mitkommen, um ihre Wohnung zu sehen.
Zunächst glaubte ich das nicht, kam aber dann doch mit. Sie zeigte mit also ihre nur
50 Meter weiter entfernte Wohnung,
das Zimmer von ihrem Sohn, Küche, Bad, etc. und drückte mir auch schon den Schlüssel in
die Hand. Ich konnte kaum Merci sagen, da war sie schon weg.
Wir testeten kurz, ob das Netzteil vom Acer-PC das 240V-Stromnetz in Frankreich aushalten
würde, - es funktioniert tadellos, schrieben einige Zeilen, und gingen dann schlafen.
Wie von der Frau, Nanty übrigens ihr Name, empfohlen, stellten wir Gerd und Marta in ihrem
Flur ab, duschten, und fragten uns verdutzt, wieso ein Mensch nur so schnell Vertrauen
in zwei Fremde, die noch nicht einmal die eigene Sprache sprechen, setzen kann. Schon
Zygi war aufdringlich freundlich, aber diese Person toppt auch alle Personen meiner
Deutschlandreise.
Sie kam um 23:00 wieder, und ging dann auch recht früh in ihrem Schlafzimmer schlafen.
Am nächsten morgen frühstückten wir zusammen, und unterhielten uns viel. Neben einem
Französisch-Aussprache Kurs, unterhielten wir uns über ihre Freundlichkeit und ihr Leben.
Sie arbeitet in einer katholischen Kirche; einige Skulpturen und Bücher in ihrer Wohnung
hatten mich das schon ahnen lassen. Sie ist also einer von den absolut hilfsbereiten Leuten,
die alles tun, damit es den Leuten um ihr herum gut geht. Das ganze hat bei ihr auch noch
nicht mal unbedingt einen ausschliesslich religiösen Hintergrund, sondern sie handelt durchaus
völlig reflektiert und in vollem Bewusstsein. Leider ist ihr Englisch, wie bei allen Franzosen,
so unheimlich schlecht, so das wir nicht tiefer in dieses Diskussionsthema einsteigen konnten.
Sie ging dann zur Arbeit, und dann gab es eine neue mich umhauende Überraschung: Wir
machten das Rollo vom Schlafzimmer hoch, und mich blinzelte dieser Skatepark direkt
vor ihrer Haustür an:
Wegen einer fälschlicherweise als Mini-Rampe erkannten Rutsche, schliefen wir also in einem
Haus, um dann am nächsten Tag festzustellen, das an der anderen Ecke des Hauses DOCH ein
Skatepark steht. Auf dem Foto ist der Boden naß, aber am Vortag bin ich ihn genüsslich
gefahren. Die Rampen hatten zwar eine etwas schlechte Qualität, aber er war insgesamt
gut fahrbar.
Wir hatten unsere Fahrräder gerade fertig gepackt, als wir bemerkten, das der Haustürschlüssel
sich nicht herausdrehen lässt. Wir ruppten 20 Minuten herum, und haben dann aufgegeben. Also
hiess es für Elli, einkaufen zu laufen, während ich in der Wohnung bleibe und diesen
Bericht bis hierhin schreiben; und dann gleich für mich Skaten, während sie in der Wohnung
bleibt. Wenn wir die Tür nämlich so schliessen, kann Nanty nicht mehr aufschliessen.
Das Problem löste sich, als Nanty wieder kam, und ihren Primärschlüssel von Aussen in das Schloß
schob. Glücklicherweise konnten wir eine weitere Nacht bleiben, da ihr Sohn erst morgen zurück kehrt.
Kathedrale in Verdun:
Bereits früh am Folgetag verliessen wir Verdun. Trotz sehr schlechtem Wetter wollten wir
einige der über 100 Kilometer bis Reims meistern. Als der Gegenwind und das ohne Ende
schüttende Wetter uns aber an einen Rastplatz zwang, fragte uns Christian, der gerade
mit deem Auto vorbei fuhr, ob wir nicht
in einer "Caravan" schlafen wollten. Da es schon etwas später war, stimmten wir ein. Ich
stieg in sein Auto, und er zeigte mir seinen alten Wohnwagen, etwa 4 Kilometer weiter im
Ort "Rampont". Obwohl auch er kein Wort Deutsch oder Englisch sprach, hat er uns zu seiner
Familie zum Abendessen eingeladen. Schnell stellte sich aber heraus, das er und seine
Familie polnischer Herkunft sind. So kamen wir nicht herum, uns hier mit Bier und Vodka
zulaufen zu lassen. Dafür sind sie alle aber typisch polnisch kollegial und nett, und da
sein Sohn recht gut Englisch spricht, konnten wir uns einen Abend prima unterhalten.
Ausserdem haben sie einen Internet-Zugang, von dem dieser Bericht nun hochgeladen wird. Im
nächsten Reisebericht gibts dann zu Beginn natürlich den versprochenen angemalten Flo, aber
auch Bilder unserer gestrigen Unterkunft.
Das Wetter ist heute bewölkt, aber trocken. Mal schauen, ob wir die noch 90 Kilometer bis
Reims absolvieren werden.
Zum Schluss noch ein last minute Abschiedsfoto mit Gerd Marta Elli Herbert und Christian:
Ich weiss nicht, wieviele Menschen in ihrem Leben mal einen Straight Flush live gesehen haben.
Aber sogar im Heads-Up mit Elli habe ich ihn erlebt ! Elli hatte ihn, auf dem River:
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